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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

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Parmenides von Elea: Fragmente Über die Natur; 28B 2

Die grundlegende Unterscheidung des Parmenides
Welche Wege der Untersuchung allein zu denken sind:
Der erste, dass ist und dass Nicht-Sein nicht ist,
ist der Weg der Überzeugung, denn er begleitet die Wahrheit;
der zweite, dass nicht ist, und dass notwendigerweise nicht ist;
dies ist jedoch, wie ich Dir zeige, ein völlig unerfahrbarer Pfad;
denn Du wirst nicht, was nicht ist, jemals erkennen,
noch aussprechen – denn dies lässt sich nicht durchführen.

Parmenides von Elea: Fragmente Über die Natur; 28B 8, Z. 34-39

Parmenides entwickelt Grundlagen eines korrespondenztheoretischen Wahrheitsbegriffs
Dasselbe ist das Denken und wovon es einen Gedanken gibt. Denn nicht ohne das Seiende, in dem es als Ausgesagtes ist, wirst Du das Denken finden. Nichts nämlich ist oder wird sein ein anderes neben dem Seienden, weil das Geschick verfügt hat, dass es als ganzes unveränderlich ist. Hiernach wird alles benannt, was die Sterblichen ansetzten, im Vertrauen darauf, dass es wahr sei.

Parmenides von Elea: Fragmente Über die Natur; 28B 6, Z. 7-9

Parmenides’ Kritik an Heraklit
Taub wie blind, verblüfft, unverständige Völker, sind die, denen das Sein und das Nichtsein als dasselbe und auch wieder nicht als dasselbe gilt und für die es einen Weg gibt, auf dem alles in sein Gegenteil umschlägt.

Parmenides von Elea: Fragmente Über die Natur; 28B 8, Z. 3-8

Parmenides über die Ewigkeit des Seienden
So wie das Seiende nicht hervorgebracht ist, so ist es auch unzerstörbar, einzig, aus einem Glied, unerschütterlich und unvollendbar, weder war es, noch wird es sein, da es jetzt alles zugleich ist, eins, zusammenhängend. Denn was wirst Du als seinen Zeuger aufsuchen? Wie, woher ist es gewachsen? Auch dass es aus nicht seiendem ist, werde ich Dich weder sagen noch denken lassen. Denn das lässt sich weder sagen noch denken.

Aristoteles: Physik (Aristoteles) (Physica) VI 9, 239b 5-7. 14-18. 8f

Zenons Paradoxe und ihre Auflösung nach Aristoteles
Zenon argumentiert falsch. Denn wenn alles, sagt er, immer ruht, solange es am gleichen Ort bleibt, wenn aber das Bewegte immer in einem Jetzt ist, dann sei der bewegte Pfeil unbeweglich [...].
Das zweite Argument ist der sogenannte "Achill". Es lautet: Das Langsamste [die Schildkröte] wird in seinem Lauf nie vom Schnellsten eingeholt werden. Denn es ist notwendig, dass das Folgende vorher dort ankommt, wo das Fliehende eben weggegangen ist, so dass notwendig das Langsamere immer wieder etwas voraus hat [...].
Das ist aber falsch. Denn die Zeit besteht nicht aus unteilbaren Jetzten, so wie auch sonst nichts Ausgedehntes.

Bardaiṣān: Buch der Gesetze der Völker § 8

Bardaiṣān betont, wie in der alten Kirche üblich, die Freiheit der Menschen als Ursache für das Böse
[1] Bardaiṣān sagte: "[...] Worin also unterscheidet sich der Mensch von der Kithara, auf der ein anderer spielt, oder von dem Wagen, den ein anderer fährt? [...] Sie sind Werkzeuge, gemacht zum Gebrauch dessen, der Wissen besitzt.
[2] In seiner Milde wollte Gott den Menschen nicht so machen, sondern er erhob ihn in Freiheit über viele Dinge und stellte ihn mit den Engeln auf eine Stufe. [...] Denn wenn er so gemacht wäre, dass er nichts Böses tun könnte, so dass er hierdurch nicht schuldig würde, so stammte auch das Gute, das er täte, nicht von ihm her, und er wäre hierdurch nicht gerechtfertigt."

Kant, Immanuel : Metaphysik der Sitten (Teil 3, p. 98 Originalausgabe)

Immanuel Kant definiert Freiheit als Autonomie
[1] Die Naturnotwendigkeit war eine Heteronomie der wirkenden Ursachen; denn jede Wirkung war nur nach dem Gesetze möglich, dass etwas anderes die wirkende Ursache zur Kausalität bestimmte; was kann denn wohl die Freiheit des Willens sonst sein, als Autonomie, d. i. die Eigenschaft des Willens, sich selbst ein Gesetz zu sein?
[2] Der Satz aber: Der Wille ist in allen Handlungen sich selbst ein Gesetz, bezeichnet nur das Prinzip, nach keiner Maxime zu handeln, als die sich selbst auch ein allgemeines Gesetz zum Gegenstande haben kann. Dies ist aber gerade die Formel des kategorischen Imperativs und das Prinzip der Sittlichkeit: Also ist ein freier Wille und ein Wille unter sittlichen Gesetzen einerlei.

Auctores varii: Deutsches Grundgesetz Art. 1 u. 2

Die ersten beiden, unveränderlichen Artikel des deutschen Grundgesetzes von 1949
Art. 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. [...]
Art 2
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Rawls, John : Eine Theorie der Gerechtigkeit § 11

John Rawls’ Prinzipien der Gerechtigkeit
1. Jedermann soll gleiches Recht auf das umfangreichste System aller gleichen Grundfreiheiten haben, das mit dem gleichen System für alle anderen verträglich ist.
2. Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten sind so zu gestalten, daß (a) vernünftigerweise zu erwarten ist, daß sie zu jedermanns Vorteil dienen, und (b) sie mit Positionen und Ämtern verbunden sind, die jedem offen stehen. […]
Diese Grundsätze sollen in lexikalischer Ordnung stehen, derart, daß der erste dem zweiten vorausgeht. Diese Ordnung bedeutet, daß Verletzungen der vom ersten Grundsatz geschützten gleichen Grundfreiheiten nicht durch größere gesellschaftliche oder wirtschaftliche Vorteile gerechtfertigt oder ausgeglichen werden können.

Bibel: Neues Testament: Evangelium nach Johannes (euangelion kata Iōannēn) 8, 31-34

Jesus Christus lehrt nach dem Johannesevangelium die wahre Freiheit
[1] Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: "Wenn ihr bleiben werdet in meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen."
[2] Da antworteten sie ihm: "Wir sind Abrahams Kinder und sind niemals jemandes Knecht gewesen. Wie sprichst du dann: Ihr sollt frei werden?" Jesus antwortete ihnen und sprach: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. […] Wenn euch also der Sohn befreit, so seid ihr wirklich frei."

Empedokles: Fragmente 21 B 17, Z. 16-20

Die Grundbegriffe der Philosophie des Empedokles
Zweierlei werde ich berichten: einmal wächst es zusammen, um ein alleiniges Eines zu sein aus mehrerem, ein andermal entwickelt es sich auseinander zu mehrerem aus Einem: Feuer und Wasser und Erde und der Luft unermessliche Höhe; und gesondert von diesen, aber sie in jeder Hinsicht aufwiegend: der Hass, der verwünschte, und in ihnen die Liebe, ihnen gleich an Länge und Breite.

Demokrit von Abdera: Fragmente 68

Demokrit führt sinnlich wahrnehmbare Qualitäten auf Atome und Leeres zurück
In der Bestimmung gibt es süß und in der Bestimmung bitter, in der Bestimmung warm, in der Bestimmung kalt, in der Bestimmung Farbe, in Wahrheit aber Atome und Leeres.

Plutarch von Chaironeia: Gegen Kolotes (Adversus Colotem) 68 A 57 (Demokrit nach Plutarch von Chaironeia)

Der Mittelplatoniker Plutarch (geb. um 45 in Chaironeia; gest. um 125) liefert eine Deutung der Lehre des Demokrit
Denn was behauptet Demokrit? Im Leeren bewegten sich Substanzen, der Zahl nach unendlich wie auch unteilbar und unterschiedslos und ohne Qualität und für Einwirkung unempfänglich; wenn sie sich einander näherten oder zusammenstießen oder verflöchten, so träten einige dieser Anhäufungen als Wasser, andere als Feuer, andere als Pflanze und wieder andere als Mensch in Erscheinung. Alles sei Atome, von ihm "Ideen" genannt, und weiter sei nichts.

Gorgias von Leontinoi: Über das Nichtseiende, Fragment 3 Fragment 3; S. 40-43 Buchheim

Die Negation des (parmenideischen) Seins durch den Sophisten Gorgias (ca. 480-380 v. Chr.)
Er behauptet, dass gar nichts sei; wenn doch etwas sei, sei es unerkennbar; wenn aber doch etwas sowohl ist als auch erkennbar ist, sei es jedoch anderen nicht zu verdeutlichen. […] Wenn nämlich das Nichtsein Nichtsein ist, ist das Nichtseiende gewiss um nichts weniger als das Seiende. Denn das Nichtseiende ist nichtseiend, und das seiende seiend. […] Wenn aber das Nichtsein ebenso ist, dann ist, sagt er, das Seiende nicht, als dessen Gegenteil. […] Wenn aber dasselbe sind, ist auch so gewiss nichts. Denn das Nichtseiende ist nicht, und ebenso das Seiende, weil es ja dasselbe ist wie das Nichtseiende.

Platon: Theaitet (Theaetetus) Theaitet 166d

Der ,Satz des Protagoras‘ (ca. 490-411 v. Chr.) in den Worten des platonischen Sokrates
Denn ich behaupte, dass sich die Wahrheit so verhalte, wie ich geschrieben habe, dass nämlich ein jeder von uns das Maß dessen sei, was ist und was nicht, dass sich aber gewiss der eine vom anderen darin gewaltig unterscheide, weil für den einen das eine da ist und zu sein scheint, für den anderen aber anderes.

Aristoteles: Metaphysik (Metaphysica) XI 6, 1062b 13f

Der ,Satz des Protagoras‘ in den Worten des Aristoteles
Protagoras sagte nämlich, für alle Dinge sei das Maß der Mensch, wobei er nichts anderes sagt als, dass das, was einem jeden zu sein scheint, auch in der Tat ist.

Platon: Der Staat (Platon) (De re publica) I, 336b

Platon führt die (vielleicht ahistorische) Figur des Sophisten Thrasymachos ein
Als wir innehielten und ich dies gesagt hatte, konnte Thrasymachos nicht länger Ruhe halten, sondern raffte sich auf und kam auf uns los, recht wie ein wildes Tier um uns zu zerreißen.