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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

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Demokrit von Abdera: Fragmente 68

Demokrit führt sinnlich wahrnehmbare Qualitäten auf Atome und Leeres zurück
In der Bestimmung gibt es süß und in der Bestimmung bitter, in der Bestimmung warm, in der Bestimmung kalt, in der Bestimmung Farbe, in Wahrheit aber Atome und Leeres.

Plutarch von Chaironeia: Gegen Kolotes (Adversus Colotem) 68 A 57 (Demokrit nach Plutarch von Chaironeia)

Der Mittelplatoniker Plutarch (geb. um 45 in Chaironeia; gest. um 125) liefert eine Deutung der Lehre des Demokrit
Denn was behauptet Demokrit? Im Leeren bewegten sich Substanzen, der Zahl nach unendlich wie auch unteilbar und unterschiedslos und ohne Qualität und für Einwirkung unempfänglich; wenn sie sich einander näherten oder zusammenstießen oder verflöchten, so träten einige dieser Anhäufungen als Wasser, andere als Feuer, andere als Pflanze und wieder andere als Mensch in Erscheinung. Alles sei Atome, von ihm "Ideen" genannt, und weiter sei nichts.

Gorgias von Leontinoi: Über das Nichtseiende, Fragment 3 Fragment 3; S. 40-43 Buchheim

Die Negation des (parmenideischen) Seins durch den Sophisten Gorgias (ca. 480-380 v. Chr.)
Er behauptet, dass gar nichts sei; wenn doch etwas sei, sei es unerkennbar; wenn aber doch etwas sowohl ist als auch erkennbar ist, sei es jedoch anderen nicht zu verdeutlichen. […] Wenn nämlich das Nichtsein Nichtsein ist, ist das Nichtseiende gewiss um nichts weniger als das Seiende. Denn das Nichtseiende ist nichtseiend, und das seiende seiend. […] Wenn aber das Nichtsein ebenso ist, dann ist, sagt er, das Seiende nicht, als dessen Gegenteil. […] Wenn aber dasselbe sind, ist auch so gewiss nichts. Denn das Nichtseiende ist nicht, und ebenso das Seiende, weil es ja dasselbe ist wie das Nichtseiende.

Platon: Theaitetos (Theaetetus) Theaitet 166d

Der ,Satz des Protagoras‘ (ca. 490-411 v. Chr.) in den Worten des platonischen Sokrates
Denn ich behaupte, dass sich die Wahrheit so verhalte, wie ich geschrieben habe, dass nämlich ein jeder von uns das Maß dessen sei, was ist und was nicht, dass sich aber gewiss der eine vom anderen darin gewaltig unterscheide, weil für den einen das eine da ist und zu sein scheint, für den anderen aber anderes.

Aristoteles: Metaphysik (Metaphysica) XI 6, 1062b 13f

Der ,Satz des Protagoras‘ in den Worten des Aristoteles
Protagoras sagte nämlich, für alle Dinge sei das Maß der Mensch, wobei er nichts anderes sagt als, dass das, was einem jeden zu sein scheint, auch in der Tat ist.

Platon: Der Staat (Platon) (De re publica) I, 336b

Platon führt die (vielleicht ahistorische) Figur des Sophisten Thrasymachos ein
Als wir innehielten und ich dies gesagt hatte, konnte Thrasymachos nicht länger Ruhe halten, sondern raffte sich auf und kam auf uns los, recht wie ein wildes Tier um uns zu zerreißen.

Platon: Theaitetos (Theaetetus) 160d

Platon fasst die von Sokrates zuvor widerlegte These der Protagoreer zusammen
Sokrates [zum jungen Theaitet]: Wunderschön wurde von Dir also dargelegt, dass Wissen nichts anderes ist als Sinneswahrnehmung. Dabei fiel in dasselbe zusammen, dass sich – laut Homer, Heraklit und dieser ganzen Truppe – alles wie Flüssiges bewege und dass – laut dem allerweisesten Protagoras – der Mensch das Maß aller Dinge sei und das – gemäß Theaitet – die Sinneswahrnehmung, wenn das alles so ist, Wissen wird.

Platon: Theaitetos (Theaetetus) 150c

Platon charakterisiert die sogenannte , Maieutik‘ des Sokrates
Sokrates: Ja auch hierin geht es mir eben wie den Hebammen, ich gebäre keine Weisheit, und was mir bereits viele vorwarfen, dass ich andere zwar fragte, selbst aber nichts über irgendetwas ans Licht brächte, weil ich nämlich an Weisheit besäße, darin haben sie recht. Die Ursache davon ist aber diese: Geburtshilfe zu leisten zwingt mich der Gott, zu zeugen aber hat er mir verwehrt.

Platon: Der Staat (Platon) (De re publica) I, 339cd

Platon schildert, wie Sokrates Thrasymachos widerlegt
Sokrates: Was die Regierenden festsetzen, müssen die Regierten tun, und das ist das Gerechte?
Thrasymachos: Wie sollte es nicht!
S.: Also nicht allein das dem Stärkeren Zuträgliche zu tun ist gerecht nach deiner Rede, sondern auch das Gegenteil, das nicht Zuträgliche.
Th.: Was sagst Du?
S.: Was Du sagst, denke ich wenigstens; lass uns aber noch besser zusehen: Ist es nicht eingestanden, dass, indem die Regierenden den Regierten befehlen, einiges zu tun, sie bisweilen das für sie Beste verfehlen; was aber auch die Regierenden befehlen mögen, das sei für die Regierten gerecht zu tun? Ist das nicht eingestanden?
Th.: Das glaube ich freilich.
S.: Glaubst Du nun also, eingestanden zu haben, auch das den Regierenden und Stärkeren Unzuträgliche zu tun sei gerecht, wenn die Regierenden wider Wissen, was für sie schlecht ist, anordnen, und Du doch sagst, für diese sei es gerecht zu tun, was jene angeordnet haben? Kommt es also nicht alsdann notwendig so heraus, o weisester Thrasymachos, dass es gerecht ist, das Gegenteil von dem zu tun, was Du sagst? Denn das für die Stärkeren Unzuträgliche wird dann den Schwächeren anbefohlen zu tun.

Platon: Menon (Meno) 88cd

Die Klugheit bei Platon
Wenn also die Tugend etwas in der Seele ist, dem es auch notwendig zukommt nützlich zu sein, so muss dies Klugheit sein, weil alles in der Seele an und für sich weder nützlich ist noch schädlich und nur durch Hinzukommen der Klugheit oder Dummheit schädlich und nützlich wird.

Platon: Brief 7 (Epistula 7) 324b-325a

Platon berichtet über seine ersten Erfahrungen mit der Politik
Damals, als ich jung war, ging es mir wie so vielen: Ich glaubte, sobald ich mein eigener Herr wäre, sofort an die öffentlichen Aufgaben der Stadt herangehen zu müssen. [...] Da viele die damalige Verfassung ablehnten, erfolgte ein Umsturz, und [...] dreißig setzten sich als Herrscher mit höchster Vollmacht ein. Von denen waren einige mir verwandt oder bekannt, und daher baten sie mich sofort dazu, gleich wie zu angemessen Angelegenheiten. [...] Ich glaubte nämlich, sie würden die Stadt aus einer irgendwie ungerechten Lebensweise zu einer gerechten Art führen. [...] Doch als ich sehen musste, wie diese Männer in kurzer Zeit die vorherige Verfassung noch als Gold erscheinen ließen – unter anderem wollten sie auch meinen lieben älteren Freund Sokrates, den ich mich, ohne mich zu schämen, den gerechtesten seiner Zeit nennen möchte, zusammen mit anderen ausschicken, einen Mitbürger gewaltsam zur Hinrichtung zu holen, damit er denn an ihren Angelegenheiten Anteil hätte, ob er wollte oder nicht (doch er gehorchte nicht, nahm lieber die größten Gefahren auf sich, um nur nicht Mittäter bei ihren gottlosen Werken zu werden) – [...], da befiel mich Abscheu, und ich zog mich aus diesen Schlechtigkeiten heraus.

Platon: Brief 7 (Epistula 7) 325a-d

Platons weitere Erfahrungen mit der Politik
Nach nicht langer Zeit wurden die dreißig gestürzt, und mit ihnen die ganze damalige Verfassung. [...] Durch irgendeien Zufall holten einige der [neuen] Machthaber unseren erwähnten Gefährten Sokrates vor Gericht und erhoben eine äußerst ruchlose Anklage gegen ihn, die am allerwenigsten für Sokrates angemessen war. Wegen Gottlosigkeit nämlich klagten ihn einige an, andere stimmten ihn für schuldig und ließen ihn hinrichten, ihn, der damals an der verbrecherischen Entführung eines der verbannten Freunde nicht hatte teilnehmen wollen, als es ihnen selbst in der Verbannung schlecht ging. Als ich mir dies nun anschaute: die, die Politik trieben, die Gesetze und Sitten, desto schwieriger kam es mir vor – je mehr ich das durchschaute und zugleich an Alter zunahm –, eine Stadt richtig zu verwalten.

Habermas, Jürgen: Das Sprachspiel verantwortlicher Urheberschaft. Probleme der Willensfr S. 15, 19

Jürgen Habermas erläutert die neurowissenschaftlichen Zweifel am Freiheitsbegriff
[1] Elf führende Neurowissenschaftler […] kündigen an, „in absehbarer Zeit“ psychische Vorgänge wie Empfindungen und Gefühle, Gedanken und Entscheidungen aus physikochemischen Vorgängen des Gehirns erklären und voraussagen zu können. Aufgrund dieser Prognose sei es geboten, das Problem der Willensfreiheit heute schon als eine „der großen Fragen der Neurowissenschaften“ zu behandeln. […]
[2] Wenn die neurologische Forschung heute schon den Schlüssel in der Hand hält, um in naher Zukunft beliebige Handlungsmotive und Abwägungsprozesse aus dem naturgesetzlich determinierten Zusammenwirken neuronaler Vorgänge vollständig zu erklären, müssen wir Willensfreiheit als fiktive Unterstellung betrachten.

Augustinus von Hippo: Der Gottesstaat (De civitate dei) V 9

Augustinus (354-430) referiert Ciceros (106-44 v. Chr.) Meinung zum Problem von göttlicher Vorherbestimmung und Freiheit
[1] Cicero […] bestreitet Gottes Vorwissen und versucht, jegliche Prophetie […] aufzuheben. Was ist es, was Cicero am Vorwissen des Künftigen fürchtete? […] Gewiss Folgendes: Wenn alles Zukünftige vorher gewusst wird, wird es in der Ordnung eintreffen, in der das Eintreffende vorhergewusst wurde; und wenn es in dieser Ordnung eintrifft, dann ist die Ordnung der Dinge für den vorherwissenden Gott sicher; und wenn die Ordnung der Dinge sicher ist, dann ist die Ordnung der Ursachen sicher […].
[2] Diese versucht Cicero so zu widerlegen [...], dass er bestreitet, dass es ein Vorwissen des Künftigen [...] entweder bei einem Menschen oder bei Gott gibt [...], weil nämlich alles Zukünftige dann, wenn es vorhergewusst wird, in der Ordnung kommen wird, in der vorhergewusst wird, dass es kommen wird. [...]
[3] Aber wenn das so ist, steht nichts in unserer Macht, und es gibt keine freie Entscheidung des Willens. Aber wenn wir das zugestehen, sagt er, wird das gesamte menschliche Leben aufgehoben, die Gesetze werden umsonst gegeben, umsonst wird Lob und Tadel, Kritik und Ermunterung angewandt, und aufgrund von keinerlei Gerechtigkeit wurden für die Guten Lohn und für die Schlechten Strafen festgelegt.
[4] Wir sagen, entgegen diesen gotteslästerlichen und schändlichen Kühnheiten, dass Gott alles weiß, bevor es geschieht, und dass wir durch den Willen all das tun, wovon wir fühlen und wissen, dass es von uns nicht anders als wollend getan wird.

Wilhelm von Ockham: Fragen zum vierten Buch der Sentenzen des Petrus Lombardus Opera theologica VIII, 358f

Wilhelm von Ockham (ca. 1285-1347) legt die Freiheit ganz in die Wahl
[1] Die innere Tätigkeit ist zweifach: eine die unmittelbar in der Macht des Willens steht, so wie ein Willensakt; eine, die nur vermittelt des ersten Akts in der Macht des Willens steht, und daher bei Zerstörung des ersten Akts nicht in der Macht der Seele steht, so wie ein Denkakt. [...]
[2] Im Hinblick auf den ersten Akt [...] kann der Wille aus seiner Freiheit heraus ohne jede aktuale oder habituale Bestimmung den Akt oder sein Gegenteil hervorbringen oder nicht hervorbringen. Und daher ist es in Bezug auf diesen Akt in keiner Weise möglich, dass der Wille von etwas anderem bestimmt wird als von ihm selbst.
[3] Aber im Hinblick auf den zweiten Akt [...] sage ich, dass die Seele dazu, dass sie eher eines als ein anderes denkt, selbst durch einen Akt bestimmt werden muss, der unmittelbar in ihrer Macht steht, d.h. durch einen Willensakt, das eine und nicht das andere zu denken.

Herodot von Halikarnass(os) : Historien (Herodot) IX 60

Der Historiker Herodot (ca. 484-420 v. Chr.) nennt das Ziel der Freiheit als Motivation des griechischen Kampfes gegen die Perser
Pausanias aber [...] verkündete, indem er einen Reiter zu den Athenern schickte, Folgendes: ,Oh ihr Athener, während der größter Kampf vor uns liegt, ob Griechenland frei oder geknechtet ist, werden wir von den Bundesgenossen verraten – wir, die Spartaner und ihr, die Athener –, die bei Einbruch der Nacht davonlaufen.