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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Zitatfinder

Unbekannt: Koran Sure 23, Vers 91 / 92

Dezidiert betont wird im Koran häufig die absolute Einzigkeit Gottes
Allah hat sich keine Kinder zugelegt und es gibt keinen Gott außer ihm. Sonst hätte jeder Gott für sich beansprucht, was er erschaffen hatte, und einer hätte sich über den anderen erhoben.

Unbekannt: Koran Sure 12, Vers 2-4

Zentral ist in der Botschaft des Koran, das er in arabischer Sprache vom Himmel herabgesandt wurde
Dies sind die Verse des deutlichen Buches. Siehe, wir haben es hinabgesandt, in arabischer Sprache vorgetragen, damit ihr es begreift. Wir erzählen dir die schönste der Geschichten, indem wir Dir diesen Koran offenbaren, selbst wenn Du vorher zu den Unkundigen gehörtest.

Unbekannt: Koran Sure 56, Verse 77-79 bzw. 78-80

Im Koran finden sich Hinweise darauf, dass der wahre Koran nicht materiell ist
Dies ist gewiss ein ehrwürdiger Koran, [die Urschrift ist] in einem wohlverwahrten Buch. Nur die reinen können es berühren.

Bibel: Jüdisches / Altes Testament: 2 Mose (Exodus) 1, 1-5. 26

Der erste der beiden direkt aufeinanderfolgenden (und nicht getrennten) Schöpfungsberichte der jüdischen Bibel (Auszug)
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis; und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: erster Tag. [...] Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen, als unser Abbild, so wie unsere Gestalt [Vulgata: ad imaginem et similitudinem nostram; EHÜ: als unser Abbild, uns ähnlich; Luther: ein Bild, das uns gleich sei]. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land.

Unbekannt: Koran Sure 40, Vers 68 bzw. 69

Auch der Koran betont die unmittelbare Schöpfermacht Gottes
Er ist es, der lebendig macht und sterben lässt. Und wenn er ein Ding (amr) beschließt, spricht er nur zu ihm ,seiʻ, und es ist (kun wajakūnu).

Bibel: Jüdisches / Altes Testament: 2 Mose (Exodus) 20, 2-7

Gott spricht am Berg Sinai durch Mose zum Volk Israel und gibt ihm das erste der zehn Gebote
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. [...] Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an der Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.

Thomas von Aquin: Summa theologiae I-II (Summa theologiae) 92, 3 resp., ad 1, ad 3

Thomas von Aquin über die Funktionsweise der regelsetzenden menschlichen Vernunft und ihr Verhältnis zum göttlichen Plan
[Antwort] Aus den Vorschriften des Naturgesetzes, gleichsam wie aus allgemeinen und nicht beweisbaren Prinzipien, muss die menschliche Vernunft dazu vorgehen, einiges Konkretere anzuordnen. Und diese konkreten Anordnungen, die gemäß der menschlichen Vernunft hinzu erfunden werden, werden menschliche Gesetze genannt.
[Zu 1] Die menschliche Vernunft kann nicht vollständig Anteil haben an der Regelungsmacht der göttlichen Vernunft, sondern auf ihre Weise und unvollkommen. […] Von seiten der praktischen Vernunft hat der Mensch am ewigen Gesetz gemäß bestimmten allgemeinen Prinzipien teil, nicht aber gemäß konkreten Anweisungen für Einzelnes, die jedoch im ewigen Gesetz enthalten sind. Und daher ist es notwendig, dass die menschliche Vernunft fortschreitet zu bestimmten konkreten Strafanordnungen der Gesetze. […]
[Zu 3] Die praktische Vernunft bezieht sich auf mögliche Handlungen, welche einzelne und kontingent sind, aber nicht auf Notwendiges, wie die theoretische Vernunft. Und daher könnten die menschlichen Gesetze nicht die Unfehlbarkeit haben, welche die beweiskräftigen Folgerungen der Wissenschaften haben. Aber es ist nicht nötig, dass jedes Maß in jeder Hinsicht unfehlbar und sicher ist, sondern soweit es in seiner Art möglich ist.

Unbekannt: Deutsches Volkslied -

Ein katholisches Kirchenlied aus dem dreißigjährigen Krieg (1637)
Es ist ein Schnitter, heißt der Tod
Hat Gwalt vom großen Gott:
Heut wetzt er das Messer,
es schneidt schon viel besser,
bald wird er drein schneiden,
wir müssen´s nur leiden.
Hüt dich, schöns Blümelein!

Was heut noch grün und frisch da steht,
wird morgen weggemäht:
die edel Narzissen,
die englischen Schlüsseln,
die schön Hyazinthen,
die türkischen Binden.
Hüt dich, schöns Blümelein!

Viel hunderttausend ungezählt,
was unter die Sichel fällt:
rot Rosen, weiß Lilien,
beid´ wird er austilgen,
ihr Kaiserkronen,
man wird euch nicht schonen.
Hüt dich schöns Blümelein!

Trutz, Tod, komm her, ich fürcht dich nit,
komm her und tu ein´n Schnitt!
Wenn er mich verletzet,
so werd ich versetzet,
ich will es erwarten,
in himmlischen Garten.
Freu dich, schöns Blümelein!

Günther, Johann Christian: Lyrik -

Der Jenaer Student und Barockdichter Johann Christian Günther (1695-1723) wendet sich an seine Geliebte
Als er der Phillis einen Ring mit einem Totenkopf überreichte

Erschrick nicht vor dem Liebeszeichen,
Es träget unser künftig Bild,
Vor dem nur die allein erbleichen,
Bei welchen die Vernunft nichts gilt.
Wie schickt sich aber Eis und Flammen?
Wie reimt sich Lieb und Tod zusammen?
Es schickt und reimt sich gar zu schön,
Denn beide sind von gleicher Stärke
Und spielen ihre Wunderwerke
Mit allen, die auf Erden gehn.

Ich gebe dir dies Pfand zur Lehre:
Das Gold bedeutet feste Treu,
Der Ring, daß uns die Zeit verehre,
Die Täubchen, wie vergnügt man sei;
Der Kopf erinnert dich des Lebens,
Im Grab ist aller Wunsch vergebens,
Drum lieb und lebe, weil man kann,
Wer weiß, wie bald wir wandern müssen!
Das Leben steckt im treuen Küssen,
Ach, fang den Augenblick noch an!

Horaz (Quintus Horatius Flaccus): Gedicht I 4

Der lateinische Dichter Horaz (65-8 v. Chr.) über den Tod
Schmelzend weichet der scharfe Winter dem holden Lenz und Zephyr,
Die Hebel ziehn vom Strand die trocknen Kiele;
Nicht mehr freut sich die Herde des Stalls, noch der Ack’rer des Feuers,
Und Silberreif umglänzt nicht mehr die Wiesen.
[...]
Jetzo ziemt es mit grüner Myrthe das blanke Haupt zu kränzen,
Mit Blumen, die der lockern Erd’ entsprießen;
Jetzo ziemt es auch in den Schatten des Hains dem Faun zu opfern,
Er heisch' ein Lämmchen, oder forder’ ein Böckchen.

Schäferhütten und Königsschlösser betritt mit gleichem Fuße
Der blasse Tod. O Sestius, Beglückter!
Kurz ist des Lebens Dauer, verbiet’ uns den Anfang langer Hoffnung,
Bald schließt dich Nacht ein, Fabelschatten bald und

Pluto’s öde Behausung. Ach! Wann du dorthin bist gewandert,
So wirst du nicht durchs Los mehr Gastmahlskönig,
Noch ergötzt dich der zärtliche Lycidas, welchem jeder Jüngling
Jetzt glüht und bald das Herz der Mädchen lodert.

Platon: Phaidon (Phaedo) 67de

Platon (427-347 v. Chr.) charakterisiert die Philosophie als Sorge um das rechte Sterben
Sokrates: Zu Recht streben, wie wir sagen, immer am meisten die Philosophen und nur sie danach, die Seele [vom Körper] zu lösen, und genau dies ist die Sorge der Philosophen, die Lösung und Abtrennung der Seele vom Körper. Oder etwa nicht?
Simmias: Anscheinend.
[...]
Sokrates: In Wahrheit also, sagte Sokrates, o Simmias, sorgen sich die wahrhaft Philosophierenden darum zu sterben, und das Sterben ist für sie von allen Menschen am wenigsten schrecklich.

Cicero: Gespräche in Tuskulum (Tusculanae disputationes ) I 75

Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) zitiert Platons Charakterisierung
Das ganze Leben der Philosophen ist, wie Platon sagt, eine Vorbereitung auf den Tod. [...] Deswegen wollen wir uns darauf vorbereiten, glaube mir, und uns von den Körpern lösen, das heißt uns daran gewöhnen zu sterben.

Tauracek, Bernhard: Philosophieren: Sterben lernen? 11, Anm. 1

Bernhard Tauracek über Georg Scherer
Scherers Schrift [...] ist in seinen Kapiteln über die Vorsokratiker, Platon und Epikur [...] so sehr von der hier vertretenen Deutung verschieden, dass man schließen könnte, es gebe jeweils zwei nicht miteinander identische Denker namens Platon und namens Epikur.

Heloissa (Héloïse): Zweiter Brief Heloissas 4. bzw. 3. Brief der Sammlung, p. 121, l. 173-179

Auch Heloissa fällt es schwer, mit dem Geschehenen fertig zu werden:
Wie kann etwas Buße für Sünden genannt werden, wenn der Verstand, obwohl die Züchtigung des Körpers sehr groß ist, weiterhin den Willen zur Sünde behält und in den alten Begierden entbrennt? Denn es ist leicht, dass sich jemand beim Bekennen von Sünden selbst anklagt oder auch in äußerer Buße den Körper züchtigt; äußerst schwierig ist es aber, den Geist von den Begierden der größten Lüste loszureißen.

Nikolaus von Kues: Über die gelehrte Unwissenheit (De docta ignorantia) N.N

Nikolaus von Kues widmet dem Kardinal Giuliano Cesarini seine Schrift De docta ignorantia/Über die gelehrte Unwissenheit:
[1] Mit Recht magst Du, der schon oft seine hohen Geistesgaben unter Beweis gestellt hat, Dich wundern, warum ich beim allzu kühnen Versuch, meine laienhaften Stümpereien darzulegen, gerade Dein Urteil anrufe
[2] – als ob Du, den [...] hochwichtige öffentliche Aufgaben voll in Anspruch nehmen, überhaupt dafür Zeit erübrigen könntest,
[3] und als ob Du, trotz Deiner herausragenden Kenntnis aller lateinischen Schriftsteller, die bis jetzt berühmt wurden, und jetzt auch der griechischen, von der Neuheit des Titels vielleicht zu meinem allzu ungeschickten Gedanken angezogen werden könntest. Schließlich ist Dir doch schon längst bekannt, was für ein Talent ich habe.

Thomas von Aquin: Kommentar zum Liber de causis (Super librum de causis expositio) S. 76f

Thomas von Aquin interpretiert den Liber de causis mit der lateinischen Proklos-Übersetzung des Wilhelm von Moerbeke:
Bis jetzt hat der Autor dieses Buches die drei Stufen der höheren Seienden unterschieden, von denen eines […] Gott ist, das andere […] der Intellekt ist, das dritte aber die Seele ist. Jetzt beabsichtigt er zu zeigen, wie das dritte einerseits an dem teilhat, was zum ersten gehört, und andererseits an dem, was zum zweiten gehört, und sagt: "Jede edle Seele hat drei Tätigkeiten; denn zu ihren Tätigkeiten gehört die seelische und die geistige Tätigkeit sowie die göttliche Tätigkeit". Welche aber ,edle Seele‘ genannt wird, kann aus den Worten des Proklos verstanden werden, der diese Proposition als 201. Mit den folgenden Worten anführt: "Alles göttlichen Seelen haben dreierlei Tätigkeiten: diese nun als Seelen, weitere aber als solche, die den göttlichen Intellekt aufnehmen, diese aber als aus den Göttern heraus genommene". Daraus ist offensichtlich, dass hier die göttliche Seele ,edle Seele‘ genannt wird.

Gregor von Nyssa: Über die Seele und die Auferstehung (De anima et resurrectione) Gregorii Nysseni Opera 3, 3, p. 1, 4-8; 2, 9-3, 1; 4, 1f.; 5, 2-7 Spira

Gregor von Nyssa begegnet in seinem Dialog ,Über die Seele und die Auferstehung‘ seiner Schwester Makrina als tröstender Lehrerin
[1] Als […] Basileios aus dem menschlichen Leben zu Gott gewechselt […], die Schwester und Lehrerin aber noch am Leben war, da strebte ich mit allen Eifer, mit ihr wegen des Unglücks wegen unseres Brudes Gemeinschaft zu pflegen. Und meine war überreich an Schmerz. […]
[2] Und ich sagte: ,Wie kann man dies unter den Menschen richtig aufnehmen, wo doch in einem jeden eine Art natürliches Misstrauen gegenüber dem Tod besteht und wo die, welche Sterbende sehen, den Anblick nicht wohlmeinend aufnehmen und die, denen der Tod naht, ihn fliehen, soweit es möglich ist?‘ […]
[3] ,Was aber‘, sagte die Lehrerin, ‚scheint Dir selbst an genau diesem, dem Tod, am meisten betrüblich?‘
Wenn wir […] vom Ausgang der Seele hören, sehen wir das übrig Gebliebene und wissen doch über das von ihm Getrennte nicht, was es der Natur nach ist und wohin es herübergeschritten ist, da weder Erde, noch Luft, noch Wasser, noch irgendein anderes Element in ihm die Kraft erkennen lässt, die den Körper verlassen hat.