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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Zitatfinder

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit S. 453-455

Letztlich lässt sich das Problem der Freiheit in seinen Augen nur dadurch lösen, dass man Gutes und Böses in Gott selbst unterscheidet
[1] Es ist uns [...] zur Erklärung des Bösen nichts gegeben außer den beiden Prinzipien in Gott. Gott als Geist [...] ist die reinste Liebe; in der Liebe aber kann nie ein Willen zum Bösen sein [...]. Aber Gott selbst, damit er sein kann, bedarf eines Grundes, nur dass dieser nicht außer ihm, sondern in ihm selbst ist [...]
[2] Der Wille der Liebe und der Wille des Grundes sind zwei verschiedene Willen, deren jeder für sich ist [...]
[3] Wollte nun die Liebe den Willen des Grundes zerbrechen: so würde sie gegen sich selbst streiten, mit sich selbst uneins sein, und wäre nicht mehr die Liebe. [...] Daher der Wille des Grundes gleich in der ersten Schöpfung den Eigenwillen der Kreatur mit erregt, damit, wenn nun der Geist als der Wille der Liebe aufgehe, dieser ein Widerstrebendes finde, darin er sich verwirklichen könne.

Origenes: Über die Prinzipien (De principiis) I, 2, 6; I, 3, 6f

Origenes erklärt die Trinität mithilfe eines stark (mittel-)platonisch beeinflussten Modells, bei dem die Personen der Trinität unterschiedlich und unterschiedlich weit in die Welt wirken
[1] Dies von der unkörperlichen Natur auch nur leicht zu vermuten zeugt nicht nur von äußerster Respektlosigkeit, sondern auch von maximaler Dummheit [...]: dass eine substantielle Teilung von einer unkörperlichen Natur begriffen werden kann. Also muss man eher glauben, dass der Vater auf die Weise, wie ein Wollen aus dem Verstand hervorgeht und weder irgendeinen Teil des Verstandes abschneidet noch von ihm abgetrennt und abgeteilt wird, den Sohn gezeugt habe, nämlich sein Bild, so dass er so, wie er selbst von Natur aus unsichtbar ist, auch ein unsichtbares Bild gezeugt hat. [...]
[2] Dass aber das Wirken des Vaters und des Sohnes sich sowohl in den Heiligen als auch in den Sündern findet, wird dadurch klar, dass alle, die vernunftbegabt sind, an Gottes Wort, d.h. an der Vernunft, teilhaben und sie dadurch gleichsam bestimmte ihnen eingegebene Samen der Weisheit und Gerechtigkeit in sich tragen – ,was Christus ist‘. Aus dem aber, der wahrhaft ist, der durch Mose sagte: „Ich bin der, der ich bin“, bezieht alles, was ist, eine Teilhabe [...] Die Teilhabe am Heiligen Geist aber, stellen wir fest, wird nur von den Heiligen besessen.

Severos von Antiochien : Epistulae mutuae 3/3, a.D. 515/520

Eine Diskussion des miaphysitischen Patriarchen Severos von Antiochien (ca. 456-538) mit dem Grammatiker Sergios über das Ansehen und die Lehren des Aristoteles
[1] [Sergios an Severos]: „Und ich bitte, o Vater, dass Du die Exaktheit der Philosophen erträgst, auch wenn sie nicht von unserem Hofe stammen, verdeutlichen sie uns oft die Erklärung. Von diesen Philosophen sagte Aristoteles, der „νοῦς“ genannt wird, als er ein Beispiel für die οὐσία gab, an einer Stelle die folgenden Worte“. [...]
[2] [Severos an Sergios]: „Du [...] führst stellst, gleichsam von unzugänglichen Orten, den Aristoteles ins Feld. [...] Wisse, ja wisse ganz klar, dass Gregor der Theologie [i.e. von Nazianz], der die Meinungen der Philosophen genau erforscht hat [...] und nicht wie wir Einiges vom Hörensagen sagt, eine Verdammung über die Meinung des Aristoteles ausspricht, dass Aristoteles die Seele des Menschen als sterblich einführt, auch wenn die, die Aristotelisches betreiben [...] sich erdreisten, seine üble Meinung zu verbergen. [...]
[3] Weil Du nun geschrieben hast: ,Die Exaktheiten der Philosophen verdeutlichen uns, auch wenn sie nicht von unserem Hofe stammen, die Erklärungen der Worte‘, erkenne selbst, dass Du dies außerhalb des Gesetzes der Kirche geschrieben hast. Denn keiner der Lehrer der Theologie sagte: ,Die äußere Philosophie machen wir in den Lehren zur Leitgestalt für die Zeichen und der Worte‘, sondern ganz im Gegenteil, sagen sie: Wie eine Magd nehmen wir sie auf."

Duns Scotus, Johannes: Das erste Prinzip (De primo principio ) IV n. 66-68

Im Hintergrund steht auch für Scotus die Unendlichkeit Gottes, die er folgendermaßen begründet
Der vollkommene Künstler erkennt jedes zu Wirkende, ehe es entsteht; sonst würde er nicht in vollkommener Weise arbeiten, denn die Erkenntnis ist das Maß, nach dem er arbeitet. [...] Gibt es nicht, o Herr und Gott, unendlich viel Denkbares, und dies ist aktuell in einem Intellekt, der alles denkt? Ein solcher ist der Deine, unser Gott [...]. Also ist auch die Natur, mit der dieser Intellekt identisch ist, eine unendliche. [...] Und in Deinem Intellekt ist zugleich alles aktuell gedacht, was von einem geschaffenen Intellekt nur im Nacheinander zu denken ist.

Wilhelm von Ockham: Schriftliche Fassung der Sentenzenvorlesung (Ordinatio) Prolog I 1, nr. 11. 21

In Anbetracht dieser Annahme, dass Einzeldinge je für sich existieren, entwickeln die Voluntaristen die Idee einer intutiven Erkenntnis (<i>cognitio intuitiva</i>). Ockham erklärt sie folgendermaßen
[1] Es liegt klar zutage, dass der Aussagesatz ,dieses Weiße ist‘ weder von einem anderen abhängt noch einen anderen, mir bekannten voraussetzt, kraft dessen ich ihn wissen kann. [...]
[2] Die intuitive Erkenntnis eines Dinges ist eine solche Erkenntnis, kraft derer gewusst werden kann, ob ein Ding ist oder nicht, so dass, wenn das Ding ist, der Intellekt unmittelbar urteilt, dass es ist, und mit Evidenz erkennt, dass es ist, es sei denn, er wird zufällig wegen der Unvollkommenheit dieser Erkenntnis daran gehindert.
[3] Auf dieselbe Weise würde er, wenn eine solche vollkommene Erkenntnis über ein nicht existierendes Ding durch die Macht Gottes erhalten würde, kraft dieser unverknüpften Erkenntnis mit Evidenz erkennen, dass dieses Ding nicht ist.

Nikolaus von Autrecourt : 1. Brief an Bernhard von Arezzo 9f

Nikolaus von Autrecourt (ca. 1300-1369) bezweifelt vor diesem Hintergrund nicht nur die Gewissheit sinnlicher Erkenntnis, sondern die Gewissheit jeglicher Erkenntnis überhaupt
Nun frage ich nach Eurer intuitiven Erkenntnis: Wie seid Ihr aufgrund der beschriebenen Evidenz sicher, wann sie bis zu diesem Grad so vollkommen ist, dass sie sich nicht natürlicherweise auf ein nicht existierendes Ding beziehen kann. [...] Aus euren Worten folgt [...], dass Ihr über die Existenz der Gegenstände der fünf Sinne nicht sicher seid. Aber dies kann noch schwieriger ertragen werden [...], dass Ihr Eurer Akte nicht sicher seid, nämlich dass Ihr seht, dass Ihr hört.

Unbekannt: Koran Sure 1

In der ersten Sure des Koran (al-fātiḥa) wird die Herrschaft Gottes klar ausgesprochen
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen! Lob sei Allah, dem Weltenherrn! Dem Erbarmer, dem Barmherzigen! Dem Herrscher am Tage des Gerichts! Dir dienen wir und zu dir rufen wir um Hilfe. Leite uns den rechten Pfad, den Pfad derer, denen du gnädig bist, nicht derer, denen du zürnst, und nicht der Irrenden.

Unbekannt: Koran Sure 23, Vers 91 / 92

Dezidiert betont wird im Koran häufig die absolute Einzigkeit Gottes
Allah hat sich keine Kinder zugelegt und es gibt keinen Gott außer ihm. Sonst hätte jeder Gott für sich beansprucht, was er erschaffen hatte, und einer hätte sich über den anderen erhoben.

Unbekannt: Koran Sure 12, Vers 2-4

Zentral ist in der Botschaft des Koran, das er in arabischer Sprache vom Himmel herabgesandt wurde
Dies sind die Verse des deutlichen Buches. Siehe, wir haben es hinabgesandt, in arabischer Sprache vorgetragen, damit ihr es begreift. Wir erzählen dir die schönste der Geschichten, indem wir Dir diesen Koran offenbaren, selbst wenn Du vorher zu den Unkundigen gehörtest.

Unbekannt: Koran Sure 56, Verse 77-79 bzw. 78-80

Im Koran finden sich Hinweise darauf, dass der wahre Koran nicht materiell ist
Dies ist gewiss ein ehrwürdiger Koran, [die Urschrift ist] in einem wohlverwahrten Buch. Nur die reinen können es berühren.

Bibel: Jüdisches / Altes Testament: 2 Mose (Exodus) 1, 1-5. 26

Der erste der beiden direkt aufeinanderfolgenden (und nicht getrennten) Schöpfungsberichte der jüdischen Bibel (Auszug)
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis; und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: erster Tag. [...] Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen, als unser Abbild, so wie unsere Gestalt [Vulgata: ad imaginem et similitudinem nostram; EHÜ: als unser Abbild, uns ähnlich; Luther: ein Bild, das uns gleich sei]. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land.

Unbekannt: Koran Sure 40, Vers 68 bzw. 69

Auch der Koran betont die unmittelbare Schöpfermacht Gottes
Er ist es, der lebendig macht und sterben lässt. Und wenn er ein Ding (amr) beschließt, spricht er nur zu ihm ,seiʻ, und es ist (kun wajakūnu).

Bibel: Jüdisches / Altes Testament: 2 Mose (Exodus) 20, 2-7

Gott spricht am Berg Sinai durch Mose zum Volk Israel und gibt ihm das erste der zehn Gebote
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. [...] Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an der Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.

Thomas von Aquin: Summa theologiae I-II (Summa theologiae) 92, 3 resp., ad 1, ad 3

Thomas von Aquin über die Funktionsweise der regelsetzenden menschlichen Vernunft und ihr Verhältnis zum göttlichen Plan
[Antwort] Aus den Vorschriften des Naturgesetzes, gleichsam wie aus allgemeinen und nicht beweisbaren Prinzipien, muss die menschliche Vernunft dazu vorgehen, einiges Konkretere anzuordnen. Und diese konkreten Anordnungen, die gemäß der menschlichen Vernunft hinzu erfunden werden, werden menschliche Gesetze genannt.
[Zu 1] Die menschliche Vernunft kann nicht vollständig Anteil haben an der Regelungsmacht der göttlichen Vernunft, sondern auf ihre Weise und unvollkommen. […] Von seiten der praktischen Vernunft hat der Mensch am ewigen Gesetz gemäß bestimmten allgemeinen Prinzipien teil, nicht aber gemäß konkreten Anweisungen für Einzelnes, die jedoch im ewigen Gesetz enthalten sind. Und daher ist es notwendig, dass die menschliche Vernunft fortschreitet zu bestimmten konkreten Strafanordnungen der Gesetze. […]
[Zu 3] Die praktische Vernunft bezieht sich auf mögliche Handlungen, welche einzelne und kontingent sind, aber nicht auf Notwendiges, wie die theoretische Vernunft. Und daher könnten die menschlichen Gesetze nicht die Unfehlbarkeit haben, welche die beweiskräftigen Folgerungen der Wissenschaften haben. Aber es ist nicht nötig, dass jedes Maß in jeder Hinsicht unfehlbar und sicher ist, sondern soweit es in seiner Art möglich ist.

Unbekannt: Deutsches Volkslied -

Ein katholisches Kirchenlied aus dem dreißigjährigen Krieg (1637)
Es ist ein Schnitter, heißt der Tod
Hat Gwalt vom großen Gott:
Heut wetzt er das Messer,
es schneidt schon viel besser,
bald wird er drein schneiden,
wir müssen´s nur leiden.
Hüt dich, schöns Blümelein!

Was heut noch grün und frisch da steht,
wird morgen weggemäht:
die edel Narzissen,
die englischen Schlüsseln,
die schön Hyazinthen,
die türkischen Binden.
Hüt dich, schöns Blümelein!

Viel hunderttausend ungezählt,
was unter die Sichel fällt:
rot Rosen, weiß Lilien,
beid´ wird er austilgen,
ihr Kaiserkronen,
man wird euch nicht schonen.
Hüt dich schöns Blümelein!

Trutz, Tod, komm her, ich fürcht dich nit,
komm her und tu ein´n Schnitt!
Wenn er mich verletzet,
so werd ich versetzet,
ich will es erwarten,
in himmlischen Garten.
Freu dich, schöns Blümelein!

Günther, Johann Christian: Lyrik -

Der Jenaer Student und Barockdichter Johann Christian Günther (1695-1723) wendet sich an seine Geliebte
Als er der Phillis einen Ring mit einem Totenkopf überreichte

Erschrick nicht vor dem Liebeszeichen,
Es träget unser künftig Bild,
Vor dem nur die allein erbleichen,
Bei welchen die Vernunft nichts gilt.
Wie schickt sich aber Eis und Flammen?
Wie reimt sich Lieb und Tod zusammen?
Es schickt und reimt sich gar zu schön,
Denn beide sind von gleicher Stärke
Und spielen ihre Wunderwerke
Mit allen, die auf Erden gehn.

Ich gebe dir dies Pfand zur Lehre:
Das Gold bedeutet feste Treu,
Der Ring, daß uns die Zeit verehre,
Die Täubchen, wie vergnügt man sei;
Der Kopf erinnert dich des Lebens,
Im Grab ist aller Wunsch vergebens,
Drum lieb und lebe, weil man kann,
Wer weiß, wie bald wir wandern müssen!
Das Leben steckt im treuen Küssen,
Ach, fang den Augenblick noch an!

Horaz (Quintus Horatius Flaccus): Gedicht I 4

Der lateinische Dichter Horaz (65-8 v. Chr.) über den Tod
Schmelzend weichet der scharfe Winter dem holden Lenz und Zephyr,
Die Hebel ziehn vom Strand die trocknen Kiele;
Nicht mehr freut sich die Herde des Stalls, noch der Ack’rer des Feuers,
Und Silberreif umglänzt nicht mehr die Wiesen.
[...]
Jetzo ziemt es mit grüner Myrthe das blanke Haupt zu kränzen,
Mit Blumen, die der lockern Erd’ entsprießen;
Jetzo ziemt es auch in den Schatten des Hains dem Faun zu opfern,
Er heisch' ein Lämmchen, oder forder’ ein Böckchen.

Schäferhütten und Königsschlösser betritt mit gleichem Fuße
Der blasse Tod. O Sestius, Beglückter!
Kurz ist des Lebens Dauer, verbiet’ uns den Anfang langer Hoffnung,
Bald schließt dich Nacht ein, Fabelschatten bald und

Pluto’s öde Behausung. Ach! Wann du dorthin bist gewandert,
So wirst du nicht durchs Los mehr Gastmahlskönig,
Noch ergötzt dich der zärtliche Lycidas, welchem jeder Jüngling
Jetzt glüht und bald das Herz der Mädchen lodert.

Platon: Phaidon (Phaedo) 67de

Platon (427-347 v. Chr.) charakterisiert die Philosophie als Sorge um das rechte Sterben
Sokrates: Zu Recht streben, wie wir sagen, immer am meisten die Philosophen und nur sie danach, die Seele [vom Körper] zu lösen, und genau dies ist die Sorge der Philosophen, die Lösung und Abtrennung der Seele vom Körper. Oder etwa nicht?
Simmias: Anscheinend.
[...]
Sokrates: In Wahrheit also, sagte Sokrates, o Simmias, sorgen sich die wahrhaft Philosophierenden darum zu sterben, und das Sterben ist für sie von allen Menschen am wenigsten schrecklich.