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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

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Cicero: Gespräche in Tuskulum (Tusculanae disputationes ) I 24

Der Schluss von Ciceros Diskussion darüber, ob der Tod ein Übel ist
Nach all diesen Meinungen kann nichts nach dem Tod irgendjemanden berühren. Denn zugleich mit dem Leben geht die Empfindung verloren; für jemanden, der nichts empfindet, ist aber nichts von irgendeiner Richtung von Bedeutung. Die Meinungen der übrigen bringen Hoffnung, wenn es dich eventuell erfreut, dass Seelen, nachdem sie die Körper verlassen haben, in den Himmel gleichsam als ihre Heimat gelangen können.

Cicero: Gespräche in Tuskulum (Tusculanae disputationes ) I 88

Cicero erklärt, warum Tote nichts brauchen
Dies ist genau zu prüfen, was es heißt ,zu brauchen‘, damit keinerlei Irrtum in dem Wort zurückbleibt. ,Brauchen‘ heißt also dies: das nicht besitzen, was du haben willst. [...] Auf andere Weise wird nämlich auch ,brauchen‘ gesagt, wenn du etwas nicht hast und merkst, dass du es nicht hast. [...]. (So) wird ,brauchen‘ im Tod nicht gesagt, und dies wäre daher nicht traurig. ,Etwas Gutes zu brauchen‘ wird von dem gesagt, was ein Übel ist. Aber nicht einmal ein Lebender braucht etwas Gutes, wenn er es nicht benötigt. Aber bei einem Lebenden kann man doch meinen, dass du Königsherrschaft brauchst [...], aber bei einem Toten kann man das nicht einmal meinen. Denn zu brauchen ist eine Sache von jemandem, der empfindet; aber Empfindung gibt es beim Toten nicht. Also gibt es beim Toten auch kein Brauchen.

Cicero: Cato der Ältere über das Alter (Cato maior de senectute) 66f

Cicero über die Haltung eines alten Menschen gegenüber dem Tod
Wie erbärmlich ist ein Greis, der in einem so langen Leben nicht erkannt hat, dass der Tod zu verachten ist! [...] Wer ist so dumm, selbst wenn er jung ist, dass es für ihn ausgemacht ist, dass er bis zum Abend leben wird? Dieses Alter hat doch vielmehr deutlich mehr Todesfälle als unseres: junge Leute werden leichter krank, ihre Krankheiten verlaufen schwerer, sie werden mit mehr Mühe geheilt; daher erreichen nur wenige das Greisenalter. [...] - Aber ein junger Mensch hofft doch, er werde lange leben, was ein Greis nicht ebenso hoffen kann. – Er hofft ohne Verstand. Denn was ist dümmer als, Ungewisses für gewiss zu halten, Falsches für Wahres? – Aber auch der Greis hat durchaus nicht, was er hofft. – Aber seine Lage ist insofern besser als die des jungen, als er das, was jener erhofft, bereits erlangt hat: der eine will lange leben, der andere hat lange gelebt.

Cicero: Der Staat (Cicero) (De re publica) VI 13f

Cicero über die Hoffnung des Staatsmanns nach dem Tod (Sprecher ist der im Traum erschienen ältere Scipio Africanus, Adressat sein Sohn, der jüngere Scipio Africanus)
Aber, Africanus, damit du umso eifriger darauf achtest, den Staat zu beschützen, halte dir folgendes vor Augen: Allen, die ihr Vaterland schützten, es unterstützten und vergrößerten, ist im Himmel ein Ort bestimmt, wo die Seligen die unendliche Ewigkeit genießen; nichts nämlich von dem, was auf Erden geschieht, ist dem obersten Gott angenehmer als die dem Recht gemäß erfolgten Versammlungen und Zusammenschlüsse von Menschen, die Staaten (civitates) genannt werden; deren Lenker und Erhalter, die von hier aufgebrochen sind, kehren hierhin zurück. [...] Es leben diejenigen, die aus den Fesseln der Körper wie aus einem Kerker herausgeflogen sind; hingegen ist euer sogenanntes Leben Tod.

Cicero: Der Staat (Cicero) (De re publica) VI 20. 25

Cicero über die Bedeutungslosigkeit irdischen Ruhms
Denn welche Berühmtheit in der Rede der Menschen oder welchen Erwerb von Ruhm kannst du erreichen? Du siehst: Auf der Erde wohnt man an spärlichen und engen Orten, und in diese gleichsam Flecken, an denen gewohnt wird, sind gewaltige Einsamkeiten eingestreut. [...] Wenn du daher an der Rückkehr an diesen Ort zweifelst, in der es für große und hervorragende Männer alles gibt, wieviel ist letztlich dieser Ruhm bei den Menschen wert, der sich kaum auf die knappe Zeitspanne eines einzigen Jahres erstrecken kann? Wenn du daher nach oben blicken sowie diesen Sitz und die ewige Wohnstatt betrachten solltest, dann hast du dich weder den Reden der Masse hingegeben noch die Hoffnung in deinen Angelegenheiten auf menschliche Löhne gesetzt.

Seneca: Die Kürze des Lebens (De brevitate vitae) 1, 1-4

Seneca plädiert für eine rechte Verwendung der Lebenszeit
Der größte Teil der Sterblichen, Paulinus, beklagt sich über die Schlechtigkeit der Natur, dass wir für eine kurze Dauer geboren werden, dass die Räume der uns gegebenen Zeit so schnell, so rasch fortlaufen, und zwar soweit, dass, mit Ausnahme von wenigen, das Leben die übrigen bei der Ausrüstung des Lebens selbst zurücklässt. [...] Wir haben keine kurze Zeit, sondern wir verlieren viel davon. Das Leben ist lang genug [...], wenn denn das ganze richtig angelegt würde. [...] Wir haben kein kurzes Leben empfangen, sondern wir machen es so, wir haben keinen Mangel daran, sondern verschwenden es. So wie reiche und königliche Geldmittel da, wo sie an einen schlechten Herrn gelangt sind, in einem Augenblick verstreut werden, während vergleichsweise geringen, wenn sie einem guten Wächter anvertraut sind, durch Gebrauch wachsen, so gefällt unser Lebensalter demjenigen sehr, der es gut verwaltet.

Seneca: Die Kürze des Lebens (De brevitate vitae) 20, 5

Seneca klagt über einen falschen Umgang mit dem Tod
Inzwischen, während sie beraubt werden und berauben, während einer die Ruhe des anderen stört, während sie füreinander elend sind, ist ihr Leben ohne Frucht, ohne Lust, ohne jeglichen Fortschritt des Geistes: Niemand hat den Tod im Blick, niemand ist ohne Pläne, die alle Hoffnungen überschreiten, ja einige verwalten sogar das, was jenseits des Lebens liegt, große, aufwändige Gräber, Widmungen öffentlicher Gebäude, Festspiele für den Scheiterhaufen, prachtvolle Leichenfeiern. Aber, beim Herkules, ihre Leichenzüge müssen bei Fackeln und Kerzen geführt werden, so als hätten sie ganz kurz gelebt [Fackeln und Kerzen kamen bei Begräbnissen von Kindern zur Anwendung].

Seneca: Brief an Lucilius (Epistula ad Lucilium ) 82, 9. 19f

Seneca über eine falsche philosophische Weise, den Tod zu behandeln
Unser Zenon gebraucht folgenden Schluss: "Kein Übel ist rühmlich. Der Tod ist aber rühmlich. Also ist der Tod kein Übel." Geschafft! Ich bin frei von Furcht. Hiernach werde ich nicht zögern, meinen Nacken [der Axt] entgegenzustrecken. [...] Ich persönlich führe so etwas nicht auf ein Gesetz der Dialektik zurück. [...] Diese ganze Art und Weise ist, denke ich, auszutreiben, durch die jemand, der gefragt wird, sich selbst zu umschreiben meint und, wenn es zum Bekenntnis kommt, eine Sache antwortet, eine andere denkt. Für die Wahrheit muss man einfacher vorgehen, gegen die Furcht tapferer. [...] Ich möchte lieber [...] überzeugen als auferlegen. Wenn jemand für Frauen und Kinder ein Heer zur Schlacht herausführen will, wie soll er dann ermahnt werden, den Tod zu erleiden?

Seneca: Brief an Lucilius (Epistula ad Lucilium ) 82, 9. 21

Seneca führt die Spartaner in den Thermopylen als Beispiel für ein rechtes Sterben an
Ich zeige dir die Spartaner, die im Engpass der Thermopylen standen: Weder erhoffen sie den Sieg noch die Rückkehr [...]. Wie ermahnst Du sie, so dass sie den Niedergang des ganzen Volkes aufnehmen, indem sie ihre Körper entgegenstellen, und eher aus dem Leben als von ihrer Position weichen? Sagst Du "was schlecht ist, ist nicht rühmlich; der Tod ist rühmlich; also ist der Tod nicht schlecht"? [...] Aber Leonidas [...] sagte: "Frühstückt so, Mitkämpfer, wie wenn ihr in der Unterwelt zu Abend esst."

Seneca: Brief an Lucilius (Epistula ad Lucilium ) 70, 4f

Seneca empfiehlt für den Weisen die Erwägung, sich selbst das Leben zu nehmen
Der Weise wird leben, solange er muss, nicht solange er kann. Er wird sehen, wo er leben wird, mit wem, wie, was er tun wird. Er bedenkt immer, wie sein Leben, nicht wie lange es ist. Wenn viel Beschwerliches, die Ruhe Störendes geschieht, entfernt er sich selbst. Und er macht dies nicht nur unter äußerstem Zwang, sondern sobald das Schicksal beginnt, ihm verdächtig zu sein, zieht er sorgfältig in Betracht, ob nicht von hier zu scheiden sei.

Seneca: Brief an Lucilius (Epistula ad Lucilium ) 70, 11

Seneca betont, dass es sich nur um einen konkreten Entschluss handeln kann
Du wirst daher nicht ganz allgemein feststellen können, ob der Tod, wenn ihn eine äußere Gewalt befiehlt, zu ergreifen oder zu erwarten ist. Denn es gibt Vieles, was in jede Richtung ziehen kann. [...] So wie ich ein Schiff wähle, wenn ich segeln will, und ein Haus, wenn ich [irgendwo] wohnen will, so auch einen Tod, wenn ich aus dem Leben scheiden will.

Seneca: Brief an Lucilius (Epistula ad Lucilium ) 70, 14f

Die Freiwilligkeit des Todes als Zeichen der Freiheit nach Seneca
Du wirst auch Bekenner der Weisheit finden, die bestreiten, dass man seinem eigenen Leben Gewalt antun darf, und es für schändlich erachten, zum Töter seiner selbst zu werden: Der Tod sei zu erwarten, den die Natur beschlossen habe. Wer das sagt, sieht nicht, dass er den Weg der Freiheit verschließt: Nichts hat das ewige Gesetz besser gemacht als uns einen Eingang ins Leben zu geben, aber viele Ausgänge. [...] Dies ist das Einzige, warum wir uns über das Leben nicht beschweren können: Es hält niemanden zurück.

Tacitus (Publius Cornelius Tacitus) : Annalen (Annales ) XV 60-61

Der römische Historiker Tacitus berichtet über Senecas Tod auf Befehl Kaiser Neros
Es folgte die Ermordung von Annaeus Seneca, dem Kaiser besonders willkommen, nicht etwa, weil er von dessen unleugbarer Beteiligung an der Verschwörung erfahren hätte, sondern er wollte mit dem Schwert wüten, wo das Gift keinen Erfolg hatte. [...] Er fragte [den Bericht erstattenden Tribunen], ob Seneca einen freiwilligen Tod vorbereite. Da bestätigte der Tribun, dass er keine Zeichen von Furcht, keinerlei Betrübnis in seinen Worten oder seiner Haltung erkennen konnte. Also wurde ihm befohlen zurückzukehren und den Tod anzuordnen.

Laktanz: Die göttlichen Einrichtungen (Institutiones divinae) IV, 3, 4. 7

Der römische Apologet Lactantius (ca. 250-320) plädiert für die Einheit von Religion und Philosophie
Weil Philosophie und Kult der Götter getrennt und weitab geschieden sind, weil andere Leute Bekenner der Weisheit sind, durch welche man keinen Zugang zu den Göttern gewinnt, andere Vorsteher des Kultes, durch die man nicht weise zu sein lernt, ist klar, dass weder die eine eine wahre Weisheit noch der andere ein wahrer Kult ist. [...] Wo also wird die Weisheit mit dem Kult verbunden? Genau dort, wo ein einziger Gott verehrt wird, wo das Leben und jede Handlung auf ein Haupt und eine Summe bezogen werden, da sind schließlich die Lehrer der Weisheit dieselben wie die Priester Gottes.

Bibel: Neues Testament: Evangelium nach Markus (Evangelium Marci) 14, 34-36

Das Markusevangelium (um 60 n. Chr.) berichtet über Christi Ängste vor seinem Tod
Und Jesus sprach zu ihnen [seinen Schülern Petrus, Johannes und Jakobus]: "Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet!" Und er ging ein wenig weiter, warf sich auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge, und sprach: "Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst." Und er kam und fand sie schlafend.

Bibel: Neues Testament: Evangelium nach Markus (Evangelium Marci) 15, 34-38

Das Markusevangelium schildert den Tod Jesu Christi
Und zu der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: "Eli, Eli, lema sabachtani", das heißt übersetzt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Und einige, die dabeistanden, sprachen, als sie das hörten: "Siehe, er ruft den Elija." Da lief einer, füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr, gab ihm zu trinken und sprach: "Lasst uns doch sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt." Aber Jesus schrie mit lauter Stimme auf und verschied.

Bibel: Neues Testament: Evangelium nach Johannes (euangelion kata Iōannēn) 20, 24-29

Das Johannesevangelium (vermutlich ca. 90/100 n. Chr.) erzählt vom ,ungläubigen Thomas‘
Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die anderen Schüler zu ihm: "Wir haben den Herrn gesehen." Er aber sprach zu ihnen: "Wenn ich nicht an seinen Händen die Male der Nägel sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich das nicht." Und nach acht Tagen waren seine Schüler abermals drinnen versammelt, und Thomas war bei ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und stellt sich in die Mitte und sagte: "Friede sei mit euch." Danach spricht er zu Thomas: "Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Thomas antwortete und sprach zu ihm: "Mein Herr und mein Gott." Da spricht Jesus zu ihm: "Weil du mich gesehen hast, Thomas, glaubst du. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben."

Paulus von Tarsus (Apostel): 1. Korintherbrief 15, 35-43. 50-53

Der Apostel Paulus beantwortet Fragen zur Auferstehung der Toten
Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten aufgeweckt? Mit was für einem Körper kommen sie? Du Narr: Was du säst, wird nicht lebendig gemacht, wenn es nicht stirbt. Und wenn du etwas säst, dann säst du nicht den Körper, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es von Weizen oder etwas anderem. Gott aber gibt ihm einen Körper, wie er gewollt hat, einem jeden Samen einen eigenen Leib. Nicht alles Fleisch ist das gleiche Fleisch, sondern ein Fleisch haben die Menschen, ein anderes das Vieh, ein anderes die Vögel, ein anderes die Fische. Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper; aber ein anderes Ansehen haben die himmlischen Körper, ein anderes die irdischen Körper. Ein anderes Ansehen hat die Sonne, ein anderes Ansehen hat der Mond, ein anderes Ansehen haben die Sterne. Denn ein Stern unterscheidet sich vom andern im Ansehen. So ist auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät in Vergänglichkeit, es wird auferweckt in Unvergänglichkeit. [...] Es wird gesät ein seelischer Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib.

Paulus von Tarsus (Apostel): 1. Korintherbrief 15, 51-53

Der Apostel Paulus deutet in apokalyptischer Weise das Endgericht an
Seht ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; plötzlich, in einem Augenblick, mit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden als unvergängliche auferweckt werden, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Vergängliche muss sich die Unvergänglichkeit anziehen, und dies Sterbliche muss die Unsterblichkeit anziehen.

Bibel: Neues Testament: Offenbarung des Johannes (Apokalypse) (Apocalypsis Johannis Apostoli) 21, 1. 3-4

Die Offenbarung des Johannes (Apokalypse) kündigt die neue Welt an
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. [...] Und ich hörte eine laute Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, das Zelt Gottes unter den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, [...] und Gott selbst wird mit ihnen sein, [...] und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; das Erste ist ja vergangen.