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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Zitatfinder

Diogenes Laertios: Diogenes Laertios VII, 85-88 = Long/Sedley 57A, 63C = Stoicorum Veterum Fragmenta III 178

Chrysipp (bzw. die Stoiker) über menschliche und kosmische Vernunft <br /><br /> Der Philosophiehistoriker Diogenes Laertios (um 200 n. Chr. ?) erklärt den Zusammenhang von stoischer Ethik und Theologie (VL <i> Gott und die Welt </i>)
Die Stoiker sagen, dass der primäre Impuls für jedes Lebewesen die Selbsterhaltung ist, weil dieses der Natur von Anfang an zu eigen ist, wie Chrysipp sagt [...], wobei er das primär Eigentümliche für jedes Lebewesen dessen eigene Verfasstheit und das Bewusstsein von ihr nennt [...]. Und weil den rationalen Wesen die Vernunft gemäß einer vollendeteren Anleitung gegeben ist, ist für diese das Leben nach der Vernunft zu Recht der Natur entsprechend. [...] Deswegen gab [...] Zenon [...] als Ziel das Leben in Übereinstimmung mit der Vernunft an, d.h. das Leben gemäß der Tugend. Denn zu dieser leitet uns die Natur. [...] Das Leben in der Nachfolge der Natur [...] bezieht sich [nach Chrysipp] sowohl auf die eigene als auch auf die aller Dinge, wobei wir nichts tun, was das allgemeine Gesetz üblicherweise verbietet, d.h. die rechte Vernunft, die durch alles hindurchgeht, die dasselbe ist wie Zeus, der der Beherrscher des gesamten Haushalts des Seienden ist.

Cicero: Die Gesetze (Cicero) (De legibus) I 17;

Cicero über das Ziel der Erklärung des ius civile
Wir müssen aber bei dieser Erörterung die gesamte Ursache von universalem Recht und Gesetzen in der Weise umfassen, dass das, was wir ius civile nennen, in einem kleinen und eng eingegrenzten Ort der Natur eingeschlossen wird. Denn die Natur des Rechts müssen wir erklären und sie aus der Natur des Menschen ableiten; wir müssen die Gesetze bedenken, mit denen die Staaten regiert werden sollen. Dann sind diejenigen zu betrachten, die zusammengestellt und niedergeschrieben worden, also die Reche und Anordnungen der Völker. Unter diesen werden auch die Rechte nicht verborgen bleiben, die wir die bürgerlichen nennen.

Cicero: Die Gesetze (Cicero) (De legibus) I 19

Der Weg vom stoischen Naturgesetz zum menschlichen Gesetz nach Cicero
Das Gesetz ist die höchste Vernunft, die der Natur innewohnt, die das gebietet, was getan werden muss, und das Gegenteil verbietet. Dieselbe Vernunft ist, wenn sie im Verstand des Menschen befestigt und vollendet wurde, das Gesetz. [...] Und hiervon meinen einige [gelehrte Männer], es sei hinsichtlich seiner griechischen Bezeichnung nach der Zuteilung von, jedem das Seine‘ benannt worden, ich aber hinsichtlich unserer vom Auswählen. Denn so wie sie die Kraft der Gerechtigkeit, so setzen wir diejenige der Auswahl im Gesetz an. Und doch ist beides spezifisch für das Gesetz. [...] Aber [...] wir werden volkstümlich sprechen müssen und dasjenige Gesetz nennen, was schriftlich sanktioniert, was es will, entweder durch Befehlen [...]; den Ausgangspunkt für die Aufstellung des Rechts wollen wir aber von jenem höchsten Gesetze nehmen.

Cicero: Die Gesetze (Cicero) (De legibus) I 22f. 29f. 32

Cicero über die Wirkungen der Vernunft als Gesetz
Da es also nichts Vorzüglicheres gibt als die Vernunft und sie sowohl im Menschen als auch in Gott ist, gibt es also für den Menschen in der Vernunft eine vorzügliche Gesellschaft mit Gott. Wem aber die Vernunft gemeinsam ist, dem ist es auch die rechte Vernunft. Da diese ein Gesetz ist, müssen wir Menschen meinen, dass wir auch in einem Gesetz mit den Göttern Gesellschaft haben. [...] Denn in nichts ist eines dem anderen so ähnlich, so gleich, wie wir alle es untereinander sind. [...] Denn die Vernunft, aufgrund derer allein wir die Tiere überragen, durch die wir zur Vermutung fähig sind, argumentieren, widerlegen, erörtern, etwas zustandebringen und Schlüsse ziehen, ist gewiss allgemein, in der Ansicht unterschiedlich, doch in der Fähigkeit zu lernen gleich. [...] Welche Nation aber liebt denn nicht Milde, Güte, einen dankbaren und einer Wohltat bewussten Geist? Welche verachtet, ja hasst die Hochmütigen, die Übeltäter, die Grausamen, die Undankbaren denn nicht?

Cicero: Für Cluentius (Pro Cluentio) 159

Cicero über die Bedeutung des Gewissens für den Richter
Es zeichnet, ihr Richter, einen großen und weisen Menschen aus, wenn er sein Stimmtäfelchen zum Urteilen aufnimmt, nicht zu meinen, dass er allein ist, und auch nicht, dass ihm erlaubt ist, was immer er nur begehrt, sondern dass er zur Überlegung das Gesetz, die Frömmigkeit, die Gerechtigkeit und die Redlichkeit heranzieht, während er die Lust, den Hass, den Neid, die Furcht und alle Begierden abwehrt und das Gewissen seines Geistes am höchsten schätzt, das wir von den unsterblichen Göttern empfangen haben und das von uns nicht losgerissen werden kann. Wenn dies für uns der Zeuge für die besten Überlegungen und Taten im gesamten Leben ist, dann werden wir ohne jede Furcht und mit höchster Ehrbarkeit leben.

Cicero: Für Milo (Pro Milone) 61

Cicero über innere und äußere Dimensionen des Gewissensurteils
Aber wenn ihr noch nicht hinreichend erkennt, obwohl die Sache selbst mit so vielen so klaren Argumenten und Zeichen zutage liegt, dass Milo mit reinem und unversehrtem Geist, durch kein Verbrechen befleckt, durch keinerlei Furcht erschreckt, durch kein Gewissen betäubt nach Rom zurückgekehrt ist, dann erinnert euch – bei den unsterblichen Göttern – wie schnell seine Rückkehr erfolgt, wie sein Einzug ins Forum war, in Anbetracht der brennenden Kurie, was für eine Geistesgröße er zeigte, was für einen Gesichtsausdruck, was für eine Beredsamkeit. [...] Groß ist die Kraft des Gewissens, ihr Richter, und zwar groß in beide Richtungen, so dass die, die nichts verbrochen haben, auch nichts fürchten und die, die sich verfehlt haben, meinen, dass ihnen die Strafe beständig vor Augen steht.

Cicero: Die Gesetze (Cicero) (De legibus) I 40

Cicero über die bestrafende Kraft des schlechten Gewissens
Aber es gibt keine Sühne für Verbrechen gegen die Menschen und Respektlosigkeiten . Daher werden sie bestraft, nicht so sehr durch Gerichtsurteile – die gab es früher nirgends, heute gibt es weithin keine, und wo es sie gibt, sind sie allzu häufig falsch –, sondern die Furien treiben sie vor sich her, nicht mit brennenden Ruten, so wie in den Mythen, sondern durch die Bedrängnis des Gewissens und die Qual der Bosheit.

Seneca: Das glückliche Leben (De vita beata) 20, 4-5

Seneca über die Wirkung des Gewissens im glücklichen Leben
Nichts will ich um einer Meinung willen tun, alles um des Gewissens willen. Ich will annehmen, dass alles unter öffentlicher Betrachung geschieht, was ich in eigenem Bewusstsein tue. [...] Und wenn einmal entweder die Natur meine Lebenskraft zurückfordert oder meine Natur sie entlässt, dann werde ich mit dem Zeugnis scheiden, dass ich das Gewissen geliebt habe, die guten Bemühungen, dass die Freiheit von niemandem durch mich verringert wurde, am allerwenigsten meine eigene‘ – wer sich vornehmen, wer wollen, wer versuchen wird, dies zu tun, der wird den Weg zu den Göttern gehen, ja er wird, selbst wenn er an ihm nicht festhält, ,doch aus einem großen Wagnis fallen.

Philon von Alexandrien: Die zehn Gebote (De decalogo) 87f.; Philonis opera IV, p. 288f.

Philon von Alexandrien über die Wirkung des Gewissens
Denn die jeder Seele angeborene und mit ihr lebende Prüfung, die nicht gewohnt ist, etwas Unrechtes zuzulassen, die immer eine das schlechte Hassende und die Tugend liebende Natur zeigt, ist Ankläger und Richter zugleich; wenn sie einmal geweckt ist, beschuldigt sie als Ankläger, klagt an und beschämt; als Richter hinwiederum belehrt sie, erteilt Zurechtweisung, mahnt zur Umkehr. Und hat sie überreden können, dann ist sie erfreut und ausgesöhnt; konnte sie das aber nicht, dann kämpft sie unversöhnlich und lässt weder am Tag noch in der Nacht ab, sondern versetzt unheilbare Stiche und Wunden, bis sie das elende und fluchwürdige Leben vernichtet hat.

Paulus von Tarsus (Apostel): Römerbrief (Pauli epistula ad Romanos) 1, 19-22

Paulus von Tarsus über die natürliche Kenntnis Gottes bei jedem Menschen
Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar. Denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn was an ihm unsichtbar ist, wird seit der Schöpfung durch seine Werke als Gedachtes [Luther: „wenn man sie wahrnimmt“; Einheitsübersetzung: „mit Vernunft“] erblickt, seine ewige Kraft und Gottheit, so dass sie unentschuldbar sind, weil sie Gott, obwohl sie ihn erkannten, nicht als Gott lobten. [...] Während sie behaupteten, weise zu sein, wurden sie zu Toren

Paulus von Tarsus (Apostel): Römerbrief (Pauli epistula ad Romanos) 2, 12-16

Der Apostel Paulus über die Gewissensfreiheit der Heiden gegenüber dem Gesetz
Denn die, die ohne Gesetz sündigten, werden auch ohne Gesetz zugrunde gehen, und die, die im Gesetz sündigten, werden durch das Gesetz beurteilt werden. Denn nicht die Hörer des Gesetzes sind gerecht bei Gott, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden. Denn wenn die Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus die Inhalte des Gesetzes tun, dann sind diese, obwohl sie das Gesetz nicht haben, für sich selbst Gesetz, sie, die zeigen, dass das Werk des Gesetzes in ihre Herzen geschrieben ist, wenn ihnen ihr Gewissen Zeugnis gibt und wenn sich ihre Gedanken untereinander anklagen und verteidigen, an dem Tag, wenn Gott das Verborgene der Menschen gemäß meinem Evangelium durch Jesus Christus beurteilt.

Paulus von Tarsus (Apostel): 1. Korintherbrief 10, 23-31

Der Apostel Paulus über die Gewissensfreiheit des Christen
Alles ist erlaubt – aber nicht alles nützt. Alles ist erlaubt – aber nicht alles baut auf. Keiner suche seine eigene Angelegenheit, sondern die des anderen. Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, esst, ohne einen Unterschied zu machen wegen des Gewissens. Denn dem Herrn gehört die Erde und, was sie erfüllt. Wenn einer der Ungläubigen euch einlädt und ihr wollt gehen, dann esst alles, was euch vorgesetzt wird, ohne einen Unterschied zu machen wegen des Gewissens. Aber wenn euch jemand sagt: ,Dies ist Götzenopferfleisch‘, esst es nicht, um dessentwillen, der darauf hinweist, und um des Gewissens willen. Gewissen nenne ich nicht nur das eigene, sondern das des anderen. Denn wozu soll meine Freiheit unter einem anderen Gewissen verurteilt werden? [...] Wenn ihr nun esst, wenn ihr trinkt, wenn ihr irgendetwas tut, tut es zum Ruhm Gottes

Paulus von Tarsus (Apostel): Römerbrief (Pauli epistula ad Romanos) 14, 22f.

Paulus beschreibt den Glauben als Prinzip der Selbstprüfung
Du hast dir gemäß einen Glauben vor Gott. Selig ist, wer sich selbst nicht verurteilt, in dem was er billigt. Wer aber Bedenken trägt, wird, wenn er isst, verurteilt, weil dies nicht aus Glauben geschieht. Alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde.

Origenes: Kommentar zu Röm 2, 14-16 [Text 2]

Der Kirchenvater Origenes deutet Paulus‘ Aussagen im Römerbrief als Theorie der Freiheit des Gewissens (libertas conscientiae)
Und der Apostel sagt, dass diejenigen das Zeugnis eines gesunden Gewissens besitzen, die das in die Herzen eingeschriebene Gesetz einhalten. Daher scheint es notwendig zu erörtern, was dasjenige sei, das der Apostel Gewissen nennt; ob es eine andere Substanz ist als das Herz oder die Seele. Denn von diesem Gewissen wird auch anderswo [in der Bibel] gesagt, dass es tadelt und nicht getadelt wird und den Menschen richtet, selbst aber nicht gerichtet wird. [...] Weil ich also bei ihm eine so große Freiheit sehe, dass es sich immer an den guten Taten freut und über sie jubelt, für die schlechten aber nicht angeklagt wird, sondern die Seele, der es anhängt, tadelt und anklagt, meine ich, dass es der Geist ist, von dem der Apostel sagt, er sei mit der Seele [...], mit ihr verbunden wie ein Erzieher und Leiter, um sie über das Bessere zu ermahnen und über die Schuld zu strafen und anzuklagen

Origenes: Kommentar zu Röm 2, 14-16 [Text 7]

Origenes über die anklagenden Gedanken
Dann ist zu schauen, wie an dem Tag, an dem Gott das Verborgene der Menschen richten wird, die Gedanken die Seele entweder anklagen oder verteidigen werden [...]. Denn wenn wir entweder Gutes oder Böses denken, dann bleiben in unserem Herz, wie im Wachs, gewisse Abdrücke und Zeichen sowohl der guten als auch der schlechten Gedanken zurück. Jetzt liegen sie im Verborgenen der Brust, aber man sagt, dass sie an jenem Tag enthüllt werden von niemand anderem als dem, der allein das Verborgene der Menschen wissen kann. Auch unser Gewissen wird mit bezeugen, dass die Ursachen dieser Zeichen und Abdrücke Gott nicht verborgen bleiben.

Hieronymus : Kommentar zum Buch Ezechiel (In Hesekielem ) 1, 1, 6-8 [12, 217-223 Glorie]

Hieronymus (in der Nachfolge des Origenes) über die vierte Kraft der Seele
Als viertes setzen sie die Kraft an, die über und außerhalb dieser drei ist, welche die Griechen syneidesis/synderesis nennen. Dieser Funke des Gewissens wird auch in der Brust Kains nicht ausgelöscht, nachdem er aus dem Paradies vertrieben wurde. Durch ihn fühlen wir, dass wir sündigen, weil wir von Begierden oder vom Zorn besiegt und bisweilen durch eine Ähnlichkeit der Vernunft selbst getäuscht wurden. Sie schreibt man insbesondere dem Adler zu, der sich mit den drei anderen Seelenvermögen nicht vermischt, sondern die drei irrenden korrigiert.

Augustinus von Hippo: Zu verschiedenen Fragen (De diversis quaestionibus ) 31, 2

Augustinus über das natürliche Gesetz und die Ordnung Gottes
Aus dieser unsagbaren und erhabenen Verwaltung der Dinge, die durch die göttliche Vorsehung geschieht, ist das Naturgesetz in die rationale Seele gleichsam eingeschrieben, damit in der Führung dieses Lebens und in den irdischen Sitten die Menschen Abbilder solcher Verteilungen bewahren. Von daher erklärt es sich, dass ein Richter es für seiner Stellung unwürdig und verwerflich hält, einen Verurteilten zu töten. Auf seinen Befehl hin tut dies der Henker, der wegen seiner Begierde in seiner Amtsstellung den Platz in der Ordnung innehat, dass derjenige den durch das Maß der Gesetze Verurteilten tötet, der auch einen Unschuldigen mit der ihm eigenen Grausamkeit töten könnte.

Augustinus von Hippo: Die freie Entscheidung (De libero arbitrio ) I 48-51

Augustinus über das ewige und das zeitliche Gesetz
Jenes Gesetz, das die höchste Vernunft genannt wird, dem immer zu gehorchen ist und durch welches sich die Bösen das unglückliche, die Guten aber das glückliche Leben verdienen, und durch das schließlich das zeitlich zu nennende Gesetz zu Recht erlassen und zu Recht geändert wird – kann dieses Gesetz irgendeinem Einsichtigen anders als unwandelbar und ewig erscheinen? [...] Ich glaube, du siehst zugleich auch ein, dass in diesem zeitlichen [Gesetz] nichts gerecht und richtig ist, was sich die Menschen nicht aus dem ewigen Gesetz hergeleitet haben. Denn wenn dieses Volk zu einer Zeit gerechterweise Ämter verliehen hat, zu einer anderen wiederum nicht, dann ist diese zeitliche Veränderung, um gerecht zu sein, aus jener Ewigkeit abgeleitet, durch die es immer gerecht ist, dass ein würdevolles Ämter verleiht, ein ungefestigtes aber nicht. [...] Um also kurz den Begriff des ewigen Gesetzes, der uns eingeprägt ist, in Worten auszudrücken, soweit ich das vermag: Das ewige Gesetz ist das, wodurch es gerecht ist, dass alles bestens geordnet ist.

Augustinus von Hippo: Zu verschiedenen Fragen (De diversis quaestionibus ) 31, 2

Augustinus über den Raub der goldenen Gefäße der Ägypter (Exodus 12, 35f.)
Wenn es also richtig ist, dass einige Leute etwas erleiden, von denen es nicht richtig ist, dass andere sie tun, gibt es gewisse mittlere Ämter, denn die entsprechenden Pflichten auferlegt werden. Auf diese Weise befiehlt die Gerechtigkeit selbst nicht nur, dass jeder das erleidet, was zu erleiden für ihn richtig ist, sondern auch durch diejenigen Täter, für die es nicht weniger richtig ist, das zu tun. Weil daher auch die Ägypter einer Täuschung würdig waren und weil das Volk Israel zu jenem Zeitalter des Menschengeschlechts noch immer auf einer solchen Stufe der Sitten stand, dass es einen Feind nicht täuschte, ohne dessen würdig zu sein, geschah es, dass Gott anordnete – oder vielmehr entsprechend deren Begierde gestattete –, die goldenen und silbernen Gefäße, nach denen sie als Begehrer des irdischen Reichs noch lechzten, von den Ägyptern erbaten, ohne sie zurückgeben zu wollen, und sie erhielten, als ob sie sie zurückgeben würden.

Augustinus von Hippo: Der Gottesstaat (De civitate dei) I 22. 26

Augustinus verurteilt die Selbsttötung, hat aber ein Problem aufgrund der erzwungenen Tode christlicher Jungfrauen in Anbetracht einer drohenden Vergewaltigung
Und alle die, die dies [den Tod] sich selbst zufügten, sind vielleicht für ihre Geistesgröße zu bewundern, aber jedenfalls nicht für die Gesundheit ihrer Weisheit zu loben. Wenn du die Vernunft sorgfältiger zu Rate ziehst, wird man dies freilich nicht einmal zu Recht Geistesgröße nennen können, wenn sich jeder, der entweder irgendwelche Härten oder fremde Sünden nicht ertragen kann, selbst umbringt. [...] Aber sie [die heidnischen Kritiker] sagen nun, zur Zeit der Verfolgung haben sich doch einige heilige Frauen, um die Verfolger ihrer Keuschheit zu vermeiden, in einen Fluss geworfen, der sie wegreißen und umbringen sollte und sind auf diese Weise gestorben. Ihre Martyrien werden nun in der katholischen Kirche regelmäßig mit großartiger Verehrung begangen.