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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Thema: Mittelalterliche Philosophie

47 Zitate zu diesem Thema im Zitatenschatz:

  • Bibel: Neues Testament: Evangelium nach Lukas (evangelium secundum lucam) 1, 37f. 45

    Eine Schlüsselszene für das lateinische Christentum
    Erzengel Gabriel: „Ein jedes Wort ist von Gott her nicht unmöglich.“
    Maria sprach: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Wort [...]. Selig, die geglaubt hat.“
  • Bibel: Jüdisches / Altes Testament: 1 Mose (Genesis) 15, 6

    Die hebräische Bibel stellt Abraham als den ersten Gläubigen dar:
    Abraham vertraute (Hebr.)/glaubte (Lat./Griech.) dem Herrn, und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an (Hebr.)/es wurde ihm (von ihm: im Griech. möglich) zur Gerechtigkeit hin gedacht/gerechnet (Griech./Lat.).
  • Bibel: Neues Testament: Evangelium des Matthäus (evangelium secundum mattheum) 17, 20

    Eine programmatische Aussage Jesu zum Glauben:
    Denn, amen, ich sage Euch, wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, dann werdet ihr diesem Berg sagen: Rücke von hier weg dorthin, und er wird wegrücken. Und nichts wird Euch unmöglich sein.
  • Paulus von Tarsus (Apostel): Römerbrief (Pauli epistula ad Romanos) 3, 21f.; 4, 4f.

    Besonders dezidiert wird die Bedeutung des Glaubens vom Apostel Paulus (gest. 63 n. Chr.) vertreten, mit großem Einfluss vor allem auf die lateinische Glaubenstradition:
    Jetzt ist aber unabhängig vom Gesetz die Gerechtigkeit Gottes [...] offenbar geworden, und zwar die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus für alle Glaubenden; es gibt ja keinen Unterschied. Denn alle haben gesündigt. [...] Dem, der arbeitet, wird der Lohn nicht aus Gnade angerechnet, sondern aus Schuldigkeit, dem aber, der nicht arbeitet, aber glaubt [...], wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.
  • Paulus von Tarsus (Apostel): Römerbrief (Pauli epistula ad Romanos) 7, 19f. 22f.

    Apostel Paulus
    Ich tue nicht, was ich will, das Gute, sondern, was ich nicht will, das Schlechte, dies tue ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, dann führe nicht mehr ich das aus, sondern die in mir wohnende Sünde. [...] Denn ich habe dem inneren Menschen nach Freude am Gesetz Gottes, aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meiner Vernunft widerstreitet und mich in dem Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist, gefangennimmt.
  • Augustinus von Hippo: Bekenntnisse (Confessiones) I 1 p. 1, 10-16

    Augustinus (354-430) über das Streben des Menschen zu Gott:
    Der Mensch will Dich loben, irgendein Teil Deiner Schöpfung. [...] Denn Du hast uns geschaffen auf Dich hin und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir. Schenke mir, Herr, zu wissen und zu verstehen, was früher ist: [...] Dich zu wissen oder Dich anzurufen? Aber wer wird Dich anrufen, wenn er Dich nicht kennt?
  • Anselm von Canterbury: Proslogion (Proslogion) I p. 100, 15-19

    Anselm von Canterbury (1033-1109) über das Streben des Gläubigen nach Verständnis:
    Herr, ich begehre deine Wahrheit ein wenig zu verstehen, die mein Herz glaubt und liebt. Denn ich strebe ja nicht zu verstehen, damit ich glaube, sondern ich glaube, damit ich verstehe. Denn auch dies glaube ich: Wenn ich nicht zuvor geglaubt habe, werde ich nicht verstehen.
  • Galen: Über den Gebrauch der Körperteile (De usu partium) XI, 14 p. 158f.

    Der Philosophie-kundige Arzt Galen hält das jüdische Schöpfungsverständnis aus der Perspektive der antiken Naturphilosophie für lächerlich
    Das ist nämlich das, worin sich unsere Meinung, d.h. die Platons und die der anderen bei den Griechen, die die Untersuchungen über die Natur richtig angegangen sind, von der des Mose unterscheidet: Denn ihm genügt es, dass Gott die Materie ordnen will, und sofort ist sie geordnet. Er glaubt nämlich, dass Gott alles möglich ist, selbst wenn er will, dass die Asche ein Pferd oder ein Ochse wird. Wir aber erkennen, dass das nicht so ist, sondern sagen, es gebe Dinge, die natürlicherweise unmöglich sind und dass Gott diese gar nicht erst in Angriff nimmt, sondern dass er aus dem Möglichen auswählt, dass das Beste geschieht.
  • Paulus von Tarsus (Apostel): Römerbrief (Pauli epistula ad Romanos) 7, 19f. 22f

    Paulus über Gutes und Schlechtes:
    Ich tue nicht, was ich will, das Gute, sondern, was ich nicht will, das Schlechte, dies tue ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, dann führe nicht mehr ich das aus, sondern die in mir wohnende Sünde. [...] Denn ich habe dem inneren Menschen nach Freude am Gesetz Gottes, aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meiner Vernunft widerstreitet und mich in dem Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist, gefangennimmt.
  • Richard von Sankt Viktor: Die Dreifaltigkeit (De trinitate) I, 1 und 3

    Richard von Sankt Viktor (gest. 1173) über das Streben des Gläubigen nach Verständnis:
    Denn einiges von dem, was uns zu glauben aufgetragen ist, scheint nicht nur über die Vernunft hinauszugehen, sondern auch gegen die menschliche Vernunft zu sein, wenn es nicht in einer tiefen und höchst feinen Untersuchung erörtert wird [...]. Zwar sollen wir durch den Glauben eintreten, aber keineswegs sofort am Eingang stehenbleiben, sondern immer weiter zum Inneren und Tieferen des Verständnisses eilen und mit aller Mühe und höchster Sorgfalt darauf achten, dass wir durch tägliches Wachstum zum Verständnis dessen gelangen können, was wir im Glauben festhalten.
  • Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ (Theologia ,Scholarium‘) I 1-2 p. 318, 1-6

    Peter Abaelard (1079-1142) über den Glauben:
    Drei Dinge sind es, worin, wie ich meine, die Summe des menschlichen Heils besteht, nämlich Glaube, Liebe (caritas) und Sakramente. [...] „Glaube“ ist eine Einschätzung über „nicht erscheinende Dinge“ (Hebr 11, 1), das heißt über solche, die den körperlichen Sinnen nicht unterliegen [...].
  • Bernhard von Clairvaux: Brief (Epistula) 190

    Bernhard von Clairvaux’ (ca. 1090-1153) Kritik an Abaelards Glaubensbegriff:
    Abaelard bezeichnet ganz am Beginn seiner „Theologie“ – oder eher „Dummheits-Logie“ (stultilogia) – den Glauben als eine Meinung. So kann es darin gewissermaßen jedem freistehen zu denken und zu sagen, was ihm beliebt [...]. Aber fern sei es, dass in unserem Glauben [...] irgendetwas aufgrund einer zweifelhaften Meinung auf unsicheren Füßen steht, dass sich nicht vielmehr jeder Glaubensinhalt auf sichere und feste Wahrheit stützt [...]. Diese Ansichten mögen bei den Akademikern [d.h. den skeptischen Philosophen] bleiben, deren Eigenheit es ist, an allem zu zweifeln und nichts zu wissen.
  • Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ (Theologia ,Scholarium‘) II, 16, p.413, 6-9

    Peter Abaelard über das Verhältnis von Vernunft und Autorität:
    Nach dem Zeugnis des seligen Augustinus ist es bei allem angebracht, die Autorität der menschlichen Vernunft voranzustellen; insbesondere aber bei dem, was sich auf Gott bezieht, stützen wir uns auf Autorität sicherer als auf menschliche Begabung.
  • Siger von Brabant: Über die Denkseele (De anima intellectiva) 3. 7, p. 83f. 101

    Siger von Brabant (ca. 1240-1284) über das Projekt der Philosophie:
    Denn wir hier suchen hier nur die Intention der Philosophen und vor allem die des Aristoteles, auch wenn vielleicht ein Philosoph anders gedacht hat, als sich die Wahrheit und Weisheit verhält, [...] wenn wir philosophisch vorgehen.
  • Thomas von Aquin: Kommentar zu Aristoteles' De caelo (in Aristotelis De caelo commentaria) I 22, 8

    Thomas von Aquin (ca. 1225-1274) über das Projekt der Philosophie
    Das Studium der Philosophie dient nicht dazu, dass gewusst wird, was Menschen gedacht haben, sondern wie sich die Wahrheit der Dinge verhält.
  • Duns Scotus, Johannes: Autorisierte Mitschrift der Pariser Vorlesung (Reportatio Parisiensis examinata) Buch I, 42. Distinktion, 2. Frage, Nr. 24 und 27

    Johannes Duns Scotus (1265-1308) über die Allmacht Gottes und ihre Implikationen
    [1] Ich frage: Kann Gott kraft seiner Allmacht alles Mögliche umittelbar hervorbringen?
    [2] Es sieht nicht danach aus. Dann [...] nämlich könnte Gott ein Subjekt ohne die ihm eigentümliche Eigenschaft hervorbringen; und somit könnte es ohne eigentümliche Eigenschaft existieren und gewusst werden. Infolgedessen gäbe es im Bereich des Seienden kein Wissen schlechthin. [...]
    [3] Ich antworte und sage, dass sich zwar, wenn wir den Prinzipien der Philosophen folgen, nicht halten lässt, dass Gott auf Grund seiner Allmacht unmittelbar alles Mögliche hervorbringen kann [...]. Dennoch behaupte ich, dass es sich so verhält, und zwar gemäß dem Glauben, durch welchen wir mit den Philosophen über die Prinzipien unterschiedlicher Meinung sind und infolgedessen auch über die Schlussfolgerung [...]
    [4] Wenn wir [...] von absoluten möglichen Seienden sprechen, behaupte ich, dass Gott jedwedes Absolute durch sich hervorbringen kann. [...] Notwendigerweise besitzt jedes Absolute, was real von anderem unterschieden ist, eine unterschiedene Seiendheit, die nicht von anderem wesentlich abhängt. Folglich kann es für sich sein und gemacht werden, ohne irgendeine Beziehung auf ein anderes. [...]
    [5] Wer immer weiß, dass eine absolute Eigenschaft ihrem Subjekt zukommt, weiß das zwar sicher, aber nicht immer oder allgemein. Dann nämlich würde er etwas Falsches wissen, weil die Eigenschaft nicht immer unmittelbar ihrem Subjekt als ihrer Ursache zukommt, der sie ihr Entstehen verdankt. Er weiß aber nur, dass es sich meistens so verhält, denn meistens entsteht eine Eigenschaft aus den Prinzipien ihres Subjekts aber nicht immer.
  • Ibn Sīnā (Avicenna): Autobiographie (vita) p. 28, 3-30, 2

    Ibn Sīnā (Avicenna; 980-1037) berichtet, wie er philosophische Probleme angeht:
    Und aufgrund von denjenigen Fragen, über die ich unsicher war [...], suchte ich wiederholt die Moschee auf, betete und flehte zum Schöpfer des Alls. [...] Sooft mich der Schlaf überwältigte oder ich eine Schwäche verspürte, wandte ich mich ab, um einen Becher Wein zu trinken, auf dass meine Fähigkeit mir wiederkehrt. Wenn ich bei einer Frage in Verlegenheit war [...], pflegte ich deswegen die Moschee aufzusuchen und zum Schöpfer des Alls zu beten und zu flehen. [...] Wenn mich der Schlaf übermannen wollte oder ich eine Schwäche verspürte, wandte ich mich einem Becher Wein zu, um wieder zu Kräften zu kommen.
  • Abaelard, Peter: Leidensgeschichte (Historia calamitatum) p. 63-65

    Peter Abaelard (1079-1142) über seinen Weg zur Philosophie:
    [1] Da mein Vater mich, den Erstgeborenen, besonders ins Herz geschlossen hatte, achtete er sehr sorgfältig auf meine Erziehung. Je schneller und leichter ich im Studium der Schriften vorankam, desto größer wurde meine Begeisterung für sie. Diese Liebe ging so weit, dass ich auf den Glanz ritterlichen Ruhmes samt meinem Erbe und den Vorrechten der Erstgeburt zugunsten meiner Brüder verzichtete und vom Gefolge des Mars ganz Abschied nahm, um im Schoß der Minerva aufgezogen zu werden.
    [2] Da ich die Bewaffnung mit dialektischen Argumenten allen Zeugnissen der Philosophie vorzog, vertauschte ich die anderen Waffen mit diesen und zog die Konflikte des Streitgesprächs allen allen Kriegstrophäen vor. Also wurde ich, indem ich disputierend durch verschiedene Provinzen zog – überall hin, wo ich von einer Blüte dieser Technik gehört hatte –, zu einem Nachahmer der Peripatetiker.
    [3] Schließlich kam ich nach Paris, wo diese Disziplin schon länger einen großen Aufschwung genommen hatte, zu Wilhelm von Champeaux, meinem Lehrer, der damals in diesem Fach an Können und Ansehen herausragte. Ich blieb einige Zeit bei ihm und war ihm zunächst willkommen. Später wurde ich ihm außerordentlich lästig, da ich manche seiner Ansichten zu widerlegen versuchte, immer wieder argumentative Angriffe gegen ihn führte und manchmal im Streitgespräch überlegen erschien. [...]
    [4] Hier nahm die Serie meiner Schicksalsschläge, die bis heute andauert ihren Anfang. Je mehr sich mein Ruhm ausbreitete, desto stärker loderte der Neid anderer.
  • Abaelard, Peter: Leidensgeschichte (Historia calamitatum) p. 72f. 79f

    Peter Abaelard über persönliche Ablenkungen und ihre Folgen:
    Unter dem Vorwand des Unterrichts gaben wir uns ganz der Liebe hin. Die wissenschaftliche Lektüre bot uns jene stillen Rückzugsmöglichkeiten, die sich die Liebe wünschte. Waren die Bücher aufgeschlagen, wurden mehr Worte über die Liebe als über den Lesestoff gewechselt, gab es mehr Küsse als Sätze, wanderten die Hände öfter zum Busen als zu den Büchern [...]. Der Onkel und seine Verwandten hörten davon [...]. Zutiefst entrüstet verschworen sie sich gegen mich. Eines Nachts [...] bestachen sie einen meiner Diener mit Geld und rächten sich an mir durch eine besonders grausame und schmachvolle Strafe, von der die Welt mit größtem Erstaunen hörte: Sie schnitten mir die Körperteile ab, mit denen ich begangen hatte, was sie beklagten. [...] Am meisten marterten mich [...] meine Studenten mit ihrem unerträglichen Geklage und Gejammere. Ich litt viel mehr unter ihrem Mitleid als am Leid aufgrund der Wunde, und ich fühlte mehr das Erröten als den Schlag. [...] Mir ging durch den Kopf, wie groß der Ruhm war, in dem ich eben noch gestanden hatte; wie schnell er durch diesen blamablen Fall verringert, ja ganz ausgelöscht worden war; wie gerecht das Urteil Gottes, das mich an jenem Teil des Körpers bestrafen ließ, mit dem ich Schuld auf mich geladen hatte.
  • Heloissa (Héloïse): Zweiter Brief Heloissas 4. bzw. 3. Brief der Sammlung, p. 121, l. 173-179

    Auch Heloissa fällt es schwer, mit dem Geschehenen fertig zu werden:
    Wie kann etwas Buße für Sünden genannt werden, wenn der Verstand, obwohl die Züchtigung des Körpers sehr groß ist, weiterhin den Willen zur Sünde behält und in den alten Begierden entbrennt? Denn es ist leicht, dass sich jemand beim Bekennen von Sünden selbst anklagt oder auch in äußerer Buße den Körper züchtigt; äußerst schwierig ist es aber, den Geist von den Begierden der größten Lüste loszureißen.
  • Manfred (König von Sizilien): Begleitbrief (Epistula) Revue d. sc. philosoph. et théologiques 66, 1982

    Begleitbrief König Manfred von Siziliens (reg. 1250-1266) zu einigen übersetzten Büchern:
    [1] Den allgemeinen Lehrern des Pariser Studiums, die auf den Quadrigen der philosophischen Disziplin sitzen, Manfred, von Gottes Gnaden etc.
    [2] Obwohl uns die mühevolle Masse der Geschäfte häufig hinwegzieht, lassen wir nicht zu, dass irgendein bisschen Zeit, das wir der Beschäftigung mit den vertrauten Dingen entzogen haben, müßig abläuft. Vielmehr investieren wir es voll und ganz gerne in die unbezahlte Einübung des Lesens [...], zum Erwerb der Wissenschaft, ohne die das Leben der Menschen nicht geleitet wird. [...]
    [3] Als wir also einige Bücher [...] aufschlugen [...], kamen uns einige unter die Augen, die [...] entweder ein Fehler dieses Werkes oder eines Menschen noch nicht in die Kenntnis der lateinischsprachigen Welt geführt hatte. Da wir nun wollten, dass die altehrwürdige Autorität solcher Werke bei nicht durch eine mündliche Übersetzung, ohne einen Vorteil für viele, wieder jung wird, haben wir sogleich angeordnet, dass sie durch ausgewählte und beider Sprachen mächtige Männer, unter treuer Bewahrung der Jungfräulichkeit der Worte, übersetzt werden. [...]
    [4] Hier nun haben wir mit Überlegung vorgesehen, vor allem Euch, als den hochberühmten Zöglingen der Philosophie [...], einige Bücher vorzulegen, die das neugierige Studium und die treue Sprache der Übersetzter schon herrichten konnten.
  • Albertus Magnus: Physik (Albertus Magnus) (Physica) I 1

    Albertus Magnus über sein Projekt, die aristotelische Wissenschaft den Lateinern bekannt zu machen:
    [1] Unsere Intention in der Naturwissenschaft ist es, nach unserer Fähigkeit den Brüdern aus unserem Orden Genüge zu tun, die von uns schon seit vielen Jahren fordern, dass wir für sie ein Buch über die Physik zusammenstellen, in dem sie die Naturwissenschaft vollständig besitzen und durch das sie die Bücher des Aristoteles kompetent verstehen können. [...]
    [2] Unsere Vorgehensweise in diesem Werk wird aber darin bestehen, Aristoteles’ Anordnung und Meinung zu folgen und zu ihrer Erklärung und ihrem Beweis das zu sagen, was uns notwendig scheint, aber so, dass sein Text nicht erwähnt wird. Und außerdem werden wir Exkurse anstellen, die auftretende Probleme benennen und ergänzen. [...]
    [3] Weil es aber drei wesentliche Teile der realen Philosophie gibt – ich meine derjenigen, die nicht durch unsere Tätigkeit in unseren Werken in uns verursacht wird, so wie die Moralwissenschaft – [...], nämlich Naturphilosophie oder Physik, Metaphysik und Mathematik, ist es unsere Absicht, alle drei Teile, den Lateinern verständlich zu machen.
  • Alberich von Reims: Die Philosophie (Philosophia) S. 29. 32f. [Revue des sciences philosophiques et théologiques 68, 1984]

    Der ,Averroist’ Alberich von Reims (um 1250) über die Vorzüge der Philosophie
    [1] Drei sind es, wie Empedokles sagt, in erster Linie unter der gesamten Vielfalt der Dinge, die das großartigste Geschenk der Großzügigkeit Gottes, nämlich die Philosophie, erleuchten und erheben: die Verachtung des beweglichen Überflusses, das Streben nach der göttlichen Seligkeit und die Erleuchtung des Geistes. [...]
    [2] Denn das Sein des Menschen in seiner höchsten Vollkommenheit oder Vollständigkeit besteht darin, dass er durch die theoretischen Wissenschaften vollkommen ist, wie Averroes im Prolog [zum Kommentar] zum Achten Buch von [Aristoteles‘] Physik sagt. [...]
    [3] Nun werden wir [hierhin] durch ein natürliches Streben gezogen, wie die Göttin der Wissenschaften an ihrem Anfang darlegt: "Alle Menschen" usw. [streben von Natur aus zu wissen] (Metaphysik I 1, 980a 21). Hierzu sagt der Kommentator: "Wir haben ein natürliches Verlangen, die Wahrheit zu wissen". Zu Recht, denn, wie Aristoteles im Zehnten Buch der Nikomachischen Ethik sagt, ist der Mensch nur Intellekt (X 7, 1178a 2-7).
    [4] Dieser Intellekt wird aber, nach dem Zeugnis des genannten Averroes [...] durch die Philosophie vervollständigt. [...] Ihm stimmt Seneca zu, wenn er sagt: "Ohne Bildung" zu leben, "ist Tod und ein Begräbnis des lebenden Menschen" (Seneca, Brief 82, 3).
  • Albertus Magnus: Die fünfzehn Streitfragen (De quindecim problematibus) Einleitung

    Ein besorgter Dominikaner wendet sich an Albertus Magnus:
    Dem in Christus ehrwürdigen Vater und Herrn Albert [...] Bruder Aegidius aus dem Dominikanerorden. [...] Die Artikel, welche die Pariser Magister, die man als bedeutend in der Philosophie ansieht, in ihren Vorlesungen vortragen, [...] befand ich für wert, dass ihr diese, bereits in vielen Versammlungen bekämpft, durch den Hauch Eures Mundes auslöscht.
    I. Dass der Intellekt aller Menschen der Zahl nach ein und derselbe ist.
    II. Dass die Aussage ,der Mensch denkt’ falsch oder uneigentlich ist.
    III. Dass der menschliche Wille aus Notwendigkeit will und wählt.
    IV. Dass alles, was auf Erden geschieht, der Notwendigkeit der Himmelskörper unterliegt.
    V. Dass die Welt ewig ist. [...]
    VII. Dass die Seele, welche die Form des Menschen ist, insofern er Mensch ist, mit dem Untergang des Körpers untergeht. [...]
    X. Dass Gott einzelnes nicht erkennt.
  • Thomas von Aquin: Summa theologiae I (Summa theologiae) I 1, 5 ad 2

    Thomas von Aquin über die Philosophie als Magd der Theologie:
    Diese Wissenschaft [die Theologie] kann etwas von den philosophischen Disziplinen übernehmen, aber nicht, weil sie sie notwendig bräuchte. [...] Denn sie übernimmt ihre Prinzipien nicht von anderen Wissenschaften, sondern unmittelbar von Gott durch Offenbarung. Und daher übernimmt sie nichts von anderen Wissenschaften so wie von höheren, sondern sie gebraucht sie wie niedrigere und Mägde.
  • Nikolaus von Kues: Über die gelehrte Unwissenheit (De docta ignorantia) N.N

    Nikolaus von Kues widmet dem Kardinal Giuliano Cesarini seine Schrift De docta ignorantia/Über die gelehrte Unwissenheit:
    [1] Mit Recht magst Du, der schon oft seine hohen Geistesgaben unter Beweis gestellt hat, Dich wundern, warum ich beim allzu kühnen Versuch, meine laienhaften Stümpereien darzulegen, gerade Dein Urteil anrufe
    [2] – als ob Du, den [...] hochwichtige öffentliche Aufgaben voll in Anspruch nehmen, überhaupt dafür Zeit erübrigen könntest,
    [3] und als ob Du, trotz Deiner herausragenden Kenntnis aller lateinischen Schriftsteller, die bis jetzt berühmt wurden, und jetzt auch der griechischen, von der Neuheit des Titels vielleicht zu meinem allzu ungeschickten Gedanken angezogen werden könntest. Schließlich ist Dir doch schon längst bekannt, was für ein Talent ich habe.
  • Johannes von Salisbury: Metalogicon (Metalogicon) III 4, Z. 46-58

    Johannes von Salisbury (ca. 1115-1180) über ein Diktum des Bernhard von Chartres (gest. nach 1124):
    [1] Bernhard von Chartres sagte, wir seien so wie Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, so dass wir mehr als sie und Entfernteres sehen können, allerdings nicht wegen der Schärfe des eigenen Sehvermögens oder der Größe des Körpers, sondern weil wir durch die Größe der Riesen in die Höhe geführt und erhoben werden. [...]
    [2] Denn wer ist mit dem zufrieden, was etwa Aristoteles in der Hermeneutik sagt? Wer fügt nicht etwas anderswoher Genommenes hinzu? Denn alle stellen die Summe der gesamten Kunst zusammen und überliefern sie in leichten Worten. Sie bekleiden nämlich die Absichten der Autoren gleichwie in täglichem Kult, der auf gewisse Weise festlicher ist, wenn er durch die Würde des Alters klarer herausgestellt wird.
  • Sergios von Rēšʿaynā : Kommentar an Theodoros zu Aristoteles’ Kategorien f. 52rv = p. 168 Hugonnard-Roche, La logique d'Aristote, Paris 2004 [frz.]

    Sergios von Rēšʿaynā (gest. 536) rühmt am Anfang seiner Philosophie-Einführung Aristoteles als den Ordner aller Wissenschaften
    [1] Der Ursprung und Beginn aller Bildung war Aristoteles. [...] Denn bis zu der Zeit, zu der die Natur diesen Mann zum Existieren und Wohnen unter den Menschen gebracht hatte, waren alle Teile der Philosophie und der Bildung wie einfache Heilmittel aufgeteilt und verstreut, konfus und unwissenschaftlich bei sämtlichen Schriftstellern.
    [2] Dieser allein aber sammelte, nach Art eines weisen Arztes, sämtliche Schriften, die zerstreut waren, und setzte sie dem Handwerk und dem Intellekt gemäß zusammen und fertigte sie zu dem vollkommenen Heilmittel seiner Lehre, das die mühevollen und schweren Krankheiten des Nicht-Wissens ausreißt und entfernt aus den Seelen derer, die sich sorgfältig mit seinen Schriften befassen.
    [3] Denn ebenso wie diejenigen, die eine Statue herstellen, jedes einzelne Teil der Gestalt für sich herstellen, und so eines nach dem anderen zusammen¬setzen, wie das Handwerk erfordert, und eine vollkommene Statue machen, so kombinierte auch dieser, ordnete und passte ein, und setzte jedes einzelne Teil der Philosophie in die Ordnung, welche ihre Natur erfordert, und erstellte aus ihnen durch alle seine Schriften eine vollkommene und wunderbare Gestalt des Wissens von allem Seienden.
  • Ibn Sīnā (Avicenna): Autobiographie (vita) Autobiographie, S. 32-35

    Avicenna über sein Studium von Aristotelesʼ Metaphysik (Judentum und Islam)
    Ich las das Buch der Metaphysik, aber ich verstand nicht, was darin steht, und mir blieb das Ziel seines Verfassers dunkel, bis dass ich die Lektüre vierzigmal wiederholt hatte und es auswendig wusste, wobei ich es trotzdem nicht verstand und nicht das darin liegende Ziel. [...] Eines Tages zur Zeit des Nachmittagsgebets befand ich mich bei den Buchhändlern, als ein Makler herantrat und in seiner Hand einen Band hielt, den er zum Verkauf ausrief. Er reichte ihn mir, aber ich gab ihn angewidert zurück, weil ich meinte, dass diese Wissenschaft zu nichts nutze sei. Er aber sagte mir: „Kaufe ihn doch, sein Besitzer braucht das Geld. Er ist billig, und ich verkaufe ihn Dir für drei Dirham“. So kaufte ich ihn, und siehe da, es war das Buch von Abū Naṣr al-Fārābī Über die Ziele des Buches der Metaphysik. Ich kehrte nach Hause zurück und ging eilends an die Lektüre. Da gingen mir mit einem Male die Ziele dieses Buches auf, denn ich kannte es ja bereits auswendig. Ich freute mich darüber und gab am folgenden Tag ein reichliches Almosen für die Armen aus Dankbarkeit gegen Gott, der erhaben ist.
  • Abaelard, Peter: Ja und Nein (Sic et Non) Anfang des Prologs

    Peter Abaelard (1079-1142) über Probleme und Prinzipien der Texthermeneutik
    Bei einer so großen Fülle von Worten erscheinen einige Aussagen, auch von Heiligen, nicht nur voneinander verschieden, sondern sogar einander entgegengesetzt. Trotzdem dürfen wir nicht leichtfertig über die richten, durch die selbst die Welt gerichtet werden soll, wie geschrieben steht: "Die Heiligen werden über die Völker richten" (Weisheit 3, 8). [...] Wir sollen daher unsere eigene Schwachheit bedenken und eher glauben, dass uns die Gnade beim Verstehen fehle, als dass sie ihnen beim Schreiben gefehlt habe. [...] Was ist also daran erstaunlich, wenn uns in Abwesenheit des Heiligen Geistes, durch den dies geschrieben und diktiert wurde [...], uns das Verständnis hiervon fehlt?
  • Abaelard, Peter: Ja und Nein (Sic et Non) Prolog

    Peter Abaelard über Prinzipien der Hermeneutik
    Zum Verständnis zu gelangen, hindert uns [1.] besonders eine ungewöhnliche Ausdrucksweise und meistens die verschiedene Bedeutung derselben Worte, wenn dasselbe Wort mal in dieser, mal in jener Bedeutung verwendet wird. [...] [2.] Auch dies gilt es sorgfältig zu beachten, dass wir nicht, wenn uns einiges von den Worten der Heiligen entgegengehalten wird, als stehe es im Widerspruch oder sei von der Wahrheit entfernt, durch die Aufschrift eines falschen Titels oder durch eine Verderbnis des Textes selbst getäuscht werden. [...] [3.] Wenn daher gelegentlich in den Schriften der Heiligen etwas von der Wahrheit Abweichendes aufscheint, ist es respektvoll, der Bescheidenheit entsprechend sowie eine Pflicht der Liebe, die "alles glaubt, alles hofft, alles aushält" (1 Korinther 13, 7) und nicht leichthin bei denen, die sie umschließt, Fehler vermutet, dass wir annehmen, diese Schriftstelle sei entweder nicht treu interpretiert worden oder verdorben, oder dass wir bekennen, dass wir sie nicht verstehen. [...] Der sorgfältige Leser wird sich bemühen, auf alle genannten Weisen die Streitpunkte in den Schriften der Heiligen aufzulösen. Aber wenn der Streitpunkt einmal so deutlich ist, dass er durch kein Vernunftargument gelöst werden kann, dann müssen die Autoritäten verglichen werden, und die, die stärker bezeugt und besser bestätigt ist, ist in erster Linie festzuhalten.
  • Thomas von Aquin: Über das Seiende und das Wesen (De ente et essentia) I 3

    Thomas von Aquin (1225-1274) bemüht sich, verschiedene Begriffe in Einklang zu bringen:
    Das Substantiv ,essentia‘ wird von den Philosophen in den Begriff ,Washeit‘ abgewandelt. Und eben dies ist, was der Philosoph häufig das ,Was-es-war-Sein‘ nennt, das heißt das, wodurch etwas hat, ein ,was‘ zu sein. Dies heißt aber auch ,Form‘, sofern mit ,Form‘ die ,certitudo‘ eines Dings gemeint ist. Mit noch einem anderen Substantiv heißt es ,Natur‘ [...], sofern nämlich ,Natur‘ all jenes heißt, ,was vom Verstand auf irgendeine Weise erfasst werden kann‘ (Zitat aus Boethius). [...] Das Substantiv ,Natur‘ scheint in dieser Anwendung eher die essentia einer Sache zu bezeichnen, sofern es eine Hinordnung zum eigentlichen Wirken der Sache hat [...]. Das Substantiv ,Washeit‘ hingegen bezieht sich auf das, was durch die Definition bezeichnet wird. Von ,essentia‘ spricht man jedoch, sofern durch es und in ihm das Seiende Sein hat.
  • Thomas von Aquin: Die Einheit des Intellekts gegen die Averroisten (De unitate intellectus contra Averroistas) § 266f

    Thomas von Aquin behauptet in der Auseinandersetzung mit den sogenannten Averroisten, diese nähmen eine doppelte Wahrheit an:
    Es ist jedoch größerer Verwunderung oder sogar Entrüstung würdig, dass jemand, der sich als Christ bezeichnet, [...] sagt: „Dies ist das Argument, durch welches die Katholiken ihre Ansicht besitzen“, womit der die Lehre des Glaubens eine Ansicht nennt. [...] Noch schwerwiegender aber ist, was er später sagt: „durch die Vernunft folgere ich notwendig, dass der Intellekt der Zahl nach einer ist; das Gegenteil halte ich aber standhaft durch den Glauben fest“. Also meint er, dass sich der Glaube auf einiges richte, dessen Gegenteil notwendig erschlossen werden kann. Weil aber nur etwas notwendig Wahres notwendig erschlossen werden kann, dessen Gegenteil etwas unmögliches Falsches ist, folgt aus seinem Wort, dass sich der Glaube auf etwas unmögliches Falsches richtet, was auch Gott nicht herstellen kann – dies können die Ohren der Gläubigen nicht ertragen.
  • Moses Maimonides: Wegweiser für die Verwirrten (Dux neutrorum sive perplexorum) Buch 1, Kapitel 71

    Moses Maimonides (ca. 1135/38-1204), der vielleicht einflussreichste Denker der jüdischen Tradition, benennt eine grundsätzliche Gemeinsamkeit von Christentum, Judentum und Islam:
    Es besteht kein Zweifel, dass es gemeinsame Dinge für uns drei gibt, womit ich die Juden, die Christen und den Islam meine – nämlich die Lehre von dem Neuentstandensein der Welt. Da diese wahr ist, sind auch die Wunder und ähnliche Dinge wahr.
  • Thomas von Aquin: Kommentar zum Liber de causis (Super librum de causis expositio) Prooemium, p. 3, 5-9

    Thomas von Aquin erkennt ca. 1272 die Abhängigkeiten der ihm auf Lateinisch vorliegenden Quellen
    Im Arabischen findet sich aber das Buch, das bei den Lateinern ,Über die Ursachen‘ heißt. Es steht fest, dass es aus dem Arabischen übersetzt wurde und auf Griechisch überhaupt nicht vorhanden ist. Daher scheint es von einem der arabischen Philosophen aus dem genannten Buch des Proklos exzerpiert zu sein.
  • Thomas von Aquin: Kommentar zum Liber de causis (Super librum de causis expositio) S. 76f

    Thomas von Aquin interpretiert den Liber de causis mit der lateinischen Proklos-Übersetzung des Wilhelm von Moerbeke:
    Bis jetzt hat der Autor dieses Buches die drei Stufen der höheren Seienden unterschieden, von denen eines […] Gott ist, das andere […] der Intellekt ist, das dritte aber die Seele ist. Jetzt beabsichtigt er zu zeigen, wie das dritte einerseits an dem teilhat, was zum ersten gehört, und andererseits an dem, was zum zweiten gehört, und sagt: "Jede edle Seele hat drei Tätigkeiten; denn zu ihren Tätigkeiten gehört die seelische und die geistige Tätigkeit sowie die göttliche Tätigkeit". Welche aber ,edle Seele‘ genannt wird, kann aus den Worten des Proklos verstanden werden, der diese Proposition als 201. Mit den folgenden Worten anführt: "Alles göttlichen Seelen haben dreierlei Tätigkeiten: diese nun als Seelen, weitere aber als solche, die den göttlichen Intellekt aufnehmen, diese aber als aus den Göttern heraus genommene". Daraus ist offensichtlich, dass hier die göttliche Seele ,edle Seele‘ genannt wird.
  • Boethius, Anicius Manlius Severinus: Zweiter Kommentar zu Porphyrios’ Eisagoge Kap. 2.; CSEL 38, 138f

    Boethius über die Notwendigkeit der Logik für die Philosophie
    Es sind zweierlei Dinge, auf welche die Kraft der schlussfolgernden Seele alle Mühe aufwendet, nämlich das eine, dass sie mit einer sicheren untersuchenden Vernunft die Naturen der Dinge erkennt, das zweite aber, dass sie zunächst zur Wissenschaft gelangt. [...] Nicht alles nämlich, was der sprachliche Diskurs erfunden hat, das steht auch von Natur aus fest. Daher mussten sich die täuschen, die die Natur der Dinge ohne Beachtung der Wissenschaft über die Erörterung untersuchten. Denn wenn jemand nicht zuerst zur Wissenschaft darüber gelangt, welche Schlussfolgerung einen wahren Pfad der Erörterung einhält, und erkennt, welche vertrauenswürdig und welche verdächtig sein kann, kann die unverfälschte Wahrheit der Dinge durch Schlussfolgern nicht gefunden werden.
  • Abaelard, Peter: Logica ,Ingredientibus‘ zur Eisagoge S. 2

    Peter Abaelard (1079-1142) über den Aufbau der Logik
    Beim Schreiben einer Logik ist die folgende Anordnung notwendig: Weil Argumentationen aus Aussagesätzen bestehen und Aussagesätze aus Aussagen, muss der, der auf vollkommene Weise eine Logik schreibt, zuerst über einfache Aussagen, dann über Aussagesätze schreiben und zuletzt bei den Argumentationen das Ziel der Logik vollenden.
  • Elias aus Alexandrien : Kommentar zu den Kategorien (In Categorias commentarium) S. 119, 29-35

    Die Aufteilung der Logik nach dem Aristoteles-Kommentator Elias aus Alexandrien (nach 550)
    [1] Die Logik wird auch selbst in drei aufgeteilt, in dasjenige vor dem Beweis bzw. der Methode und in den Beweis selbst und dasjenige, was den Beweis vortäuscht.
    [2] Und dasjenige vor der Methode und dem Beweis sind die Kategorien, die Hermeneutik und die Analytica priora, die Methode des Beweises selbst lehren die Analytica posteriora, dasjenige, was den Beweis selbst vortäuscht, sind die Topik, die Rhetorischen Techniken, die Sophistischen Widerlegungen und die Poetik.
    [3] Denn es gibt fünf Arten von Syllogismen: den beweisenden, den dialektischen, den rhetorischen, den sophistischen und den poetischen.
  • Wilhelm von Ockham: Summe der Logik (Summa logicae) Vorwort

    Wilhelm von Ockham über den Aufbau der Logik
    Zur Verfolgung der Geschlossenheit der logischen Untersuchung ist von den Termini als vom Frühesten der Anfang zu nehmen, dann wird die Untersuchung von den Aussagesätzen, schließlich die von den Syllogismen und anderen Gattungen der Argumentation folgen.
  • Abaelard, Peter: Leidensgeschichte (Historia calamitatum) S. 65f

    Peter Abaelard über die Kernpunkte des Universalienstreits
    Als ich damals zu Wilhelm von Champeaux zurückgekehrt war [...], zwang ich ihn im Rahmen anderer Streitgespräche mit vollkommen überzeugenden Argumenten, seine alte Auffassung über die Universalien zu ändern, ja sogar zu widerlegen. Diese These zur Allgemeinheit der Universalien besagte, dass eine im Wesen identische Sache ganz und zugleich allen ihr zugehörigen Einzeldingen innewohne, zwischen denen es keinen Unterschied im Wesen, sondern nur eine Variation in der Menge der Akzidenzien gebe. Er hat diese seine These dahingehend korrigiert, dass er nicht mehr von einer ,im Wesen‘ identischen Sache, sondern von einer ,indifferent‘ identischen Sache sprach. Und weil bei den Dialektikern das Universalienproblem [...] immer herausragend ist [...], ist deswegen, weil er diese These korrigierte, seine Vorlesung auf eine solche Missachtung gestoßen, dass er Schwierigkeiten hatte, zu den übrigen Gebieten der Logik zugelassen zu werden.
  • Porphyrios von Tyros : Eisagoge S. 1, 10-15

    Porphyrios von Tyros enthält sich des Urteils über die Universalien
    Jetzt aber werde ich in Bezug auf die Gattungen und Arten darauf verzichten zu sagen, ob sie vorhanden sind, sei es dass sie nur in bloßen geistigen Auffassungen gegeben sind, sei es dass sie auch vorhandene Körper sind oder unkörperlich, ferner ob sie abtrennbar oder in den sinnlich wahrnehmbaren Dingen oder in Bezug auf sie vorhanden sind. Dieses Thema ist sehr tiefgehend und bedarf einer anderen, größeren Untersuchung.
  • Wilhelm von Ockham: Summe der Logik (Summa logicae) Opera philosophica I p. 7f

    Wilhelm von Ockham über das Verhältnis sprachlicher und nichtsprachlicher Zeichen:
    Ich sage aber nicht deswegen, gesprochene Worte seien Zeichen [...], weil die gesprochenen Worte die Konzepte der Seele in erster Linie und eigentlich repräsentieren würden, sondern weil die gesprochenen Worte eingesetzt werden, um genau dasselbe zu bezeichnen, was durch die Konzepte des Geistes bezeichnet wird. Das geschieht so, dass ein Konzept etwas von Natur aus in erster Linie bezeichnet und in zweiter Linie das gesprochene Wort eben dasselbe bezeichnet.
  • Walter Burley : Die Reinheit der Kunst der Logik (De puritate artis logicae) I 3

    Walter Burley vertritt gegen Ockham die allgemeine Bedeutung bestimmter Substantive
    Das Substantiv ,Mensch‘ bezeichnet etwas in erster Linie, und es bezeichnet in erster Linie weder Sokrates noch Platon. Denn jemand, der dieses gesprochene Wort hören würde und wüsste, was durch dieses gesprochene Wort bezeichnet werden soll, der würde bestimmt und unterschieden Sokrates erkennen – was falsch ist. Also bezeichnet dieses Substantiv ,Mensch‘ nicht in erster Linie etwas Einzelnes; also bezeichnet es etwas Allgemeines; und dieses Allgemeine ist eine Art.
  • Wilhelm von Ockham: Kommentar zu Aristoteles’ Hermeneutik Prolog, nr. 26

    Wilhelm von Ockham präsentiert seine Fictum-Theorie über Allgemeinbegriffe:
    Eine Erkenntnis, die etwas Einzelnes erfasst, bildet etwas ähnliches Einzelnes nach. Dieses so nachgebildete Einzelne existiert nirgendwo real, nicht mehr als eine Burg, die ein Künstler nachbildet, real existiert, bevor er sie herstellt. Und aus diesem Grund kann es in einem Aussagesatz für ein Ding supponieren.
  • Wilhelm von Ockham: Summe der Logik (Summa logicae) I 15, Opera philosophica I p. 53

    Wilhelm von Ockham präsentiert seine Qualitas-mentis-Theorie der Universalien
    Jedes Universale [...] ist nichts anderes als ein Erkenntnisakt. Die Erkenntnis, durch die ich einen Menschen erkenne, ist ein natürliches Zeichen für Menschen, ebenso natürlich, wie das Seufzen ein Zeichen für Schwäche, Trauer oder Schmerz ist. Und es ist ein solches Zeichen, das in mentalen Aussagesätzen für Menschen stehen kann.
  • Lullus, Raimundus: Zeitgenössische Biographie des Raimundus Lullus CCCM 34, S. 275

    Raimundus Lullus wird aufgefordert, das beste Buch der Welt zu schreiben
    Auf einmal – er selbst wusste nicht wie, aber Gott weiß es – ergriff Lullus’ Herz eine Art heftige und erfüllende Anweisung des Verstandes, er werde später gegen die Irrtümer der Ungläubigen ein Buch verfassen, das beste der Welt.